Innige Verhältnisse

Warenfetisch: Das MacBook und seine Besitzer. Von Theresa Kellner und Rachelie Hefter

Foto: Cora-Mae Gregorschewski

Wage es bloß nicht, ihn einen viereckigen, weißen Laptop zu nennen! Sofort protestiert sein Besitzer, dass sein Computer a) nicht eckig sei, sondern »menschlich runde Konturen« aufweise und dass es sich b) nicht um einen einfachen Laptop, sondern um einen »Mac« handle.

MacBook-Besitzer haben ein inniges Verhältnis zu ihrem Computer. Als wäre er ihr eigenes, einzigartiges Kind. Was jedoch kaum einer dieser Kollektivindividualisten weiß: Als Computer mit Charakter, der einen von der Masse abhebt, war der Mac nie gedacht! Im Gegenteil: Der Macintosh sollte die Massen erobern, und zwar als Maschine, die es auch einem Otto Normalverbraucher ermöglicht, elektronische Daten zu verarbeiten.

Am 24. Januar 1984 war es endlich so weit: Begleitet durch die weltbewegenden Töne von Bob Dylans »The Times They Are A-Changin« stellte die Firma Apple nach jahrelanger Arbeit den Macintosh vor. Die Computerwelt erbebte. Nichts war mehr wie zuvor. Der Mac, der erste Mikrocomputer mit grafischer Benutzeroberfläche wurde in so großen Stückzahlen produziert, dass sich das kleine Apfelsymbol auf dem ganzen Globus verbreitete. Sein kreativer Name stammt übrigens von der Apfelsorte »McIntosh«, dem saftigen Lieblingsapfel von Jef Raskin, einem Mitglied des Macintosh-Designteams. Der alternative Name »Bicycle (for your mind)« von Mitbegründer Steve Jobs konnte sich nicht gegen das Früchtchen durchsetzen.

Nach 25 Jahren ist der Mac zum PC für szenegeile Besserverdiener mutiert. Die Abfahrt in Richtung Massencomputer hat er verpasst. Anstatt als Fahrrad für Köpfe rast er wie ein hirnloser Golf VI über die Autobahn – und bleibt im Stau der mit Apfellogos überfüllten Seminarräume stecken. Und doch ist sein Ruf noch immer elitär und mancher »Switcher«, der von Windows auf Mac umsteigt, erhofft sich ein bisschen Image-Transfer von den creative people aus Berlin-Mitte auf sein Studentendasein in Dahlem.

Aber sind wir ehrlich: Die Mac-Party ist doch vorbei. In seinem Inneren tickt mittlerweile ein stinknormaler Intel-Prozessor. Windows läuft auf dem Mac und Mac OS X mit ein paar Kniffen auf dem PC. Apple scheint sich mehr für Mobiltelefone als für tragbare Computer zu interessieren. Und zu allem Elend reißen die Krankheitsgerüchte um Apple-Messias Steve Jobs nicht ab.

Was kommt also als nächstes? Die kleinen Notebooks sind bereits eine veritable Seuche auf dem Campus. Billig, hässlich und mit einem Monitor, der den Gameboy zum Kinoerlebnis macht. Oder folgt dem Apple-Kult der elektronische Dritte-Welt-Chic? Die ersten Kollegen schreiben einem ja bereits SMS in Großbuchstaben, weil ihr Billighandy über keine anderen verfügt. Kreuzen bald Studenten mit einem One-Laptop-per-Child-Computer an der Uni auf? Der würde mit seinen 180 Euro wenigstens etwas besser zum studentischen Budget passen als dieser weiße, viereckige 1000-Euro-Kasten von – wie hieß dieser Telefonhersteller doch gleich? 

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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3 Responses

  1. zwitter switscher gezwitscher sagt:

    ….super alle alten vorurteile bestätigt und kein blick für sachliche überlegungen.
    bi vor einem jahr von linux auf mac umgestiegen, zunächst nur aus hardware gründen, denn ob ich wollte oder nicht ich musste akzeptieren dass es wenn es nur darum geht zu schreiben( normal große tatstatur) und im internet zu surfen, sich gleichzeitig aber nie gedanken machen zu müssen ob ich meinen laptop jetzt mitnehme oder nicht, keine wirkliche alternative zum selben preis gab. alle anderen modelle mit den selben leistungen kosteten um die 2.500 euro!!!! wie gesagt meine ansprüche aren auch sehr hoch, aber schließlich ist es auch mein einziges arbeitsgerät.
    naja, mittlerweile merke ich dass nicht nur das betriebssystem um vieles besser ist sondern auch die apple programme für die uni wie gemacht sind. hat man eine tabelle im einen program erstelt kann man aus dem schreibprogram und dem program für präsentationen drauf zugreifen. ändert man etwas daran wird es überall geändert (nur wenn man will). nur einer von vielen gründen warum ich nicht mehr umsteigen werde.
    bei all dem schwachsinningen design gelaber werden aber die wirklich wichtigen vor und nachteile eignetlich immer vergessen. dabei ist das design der neuen macs aber lediglich das ergebnis pragmatischer überlegungen, denn so robust, scmal und angenehm zu bedienen sind leider keine anderen laptops auf dem markt.

  2. chehggy sagt:

    Nur, um dem Vorurteil zu entsprechen 😉

    Nach wie vor hat der Mac ein eigenes Betriebsystem samt unabhaengiger Benutzeroberflaeche. Gut, die treibt eingefleischte Windows-User in regelmaeßigen Abstaenden in den Wahnsinn – ist aber deutlich intuitiver fuer Computeranfaenger, als alles was Microweich bisher produziert hat. Und: es ist ein Unix. Nicht, dass das irgendeinen MacUser interessieren wuerde, aber es garantiert zumindest eines: kaum Abstuerze, keine halbjaehrlichen Neuinstallationen und deutlich mehr Sicherheit als die von Gates und Konsorten entworfene NT-Plattform-

  1. 3. Juni 2009

    […] ein Veranstaltungskalender mit sage und schreibe fünf (!) Tipps und schließlich ein bisschen Philosophieren über das MacBook. Nette Geschichten also für die Kaffeepause, mehr […]

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