Piraten wie Du und ich

Sie waren der große Überraschungshit bei der Bundestagswahl 2009 – und mussten doch mit 2% der Stimmen nach Hause gehen. Nun hat die FU ihre eigenen Piraten, die dieses Jahr zum ersten Mal zur StuPa-Wahl antreten. Marlene Göring im Gespräch mit den Freibeutern Lotte Steenbrink und Jakob Pfender.

Wollen die Uni entern/ändern: Lotte Steenbrink und Jakob Pfender. Foto: Marlene Göring.

Ihr seid dieses Jahr neu dabei – Warum braucht die FU Piraten?

Jakob: Ich finde, dass piratige Themen an der Uni noch unterrepräsentiert sind. Gegründet haben wir uns im November, relativ kurzfristig. Wir werden gebraucht, weil wir frisch sind und weil wir neue Ideen haben.

Wer sind die FU-Piraten?

Lotte: Wir sind keine Nerds!

Jakob: Nicht nur.

Lotte: Wir sind ein Sammelsurium von verschiedenen Studenten verschiedenen Alters und verschiedener Erfahrung.

Jakob: Politikwissenschaftler, Philologen, Geschichtswissenschaftler, Lehrämtler, eine Dozentin, auch Informatiker. Ich würde sagen wir kommen aus allen Richtungen.

Wofür setzt ihr euch ein?

Lotte: Die typischen Piratenthemen sind natürlich die freie Implementierung des Campusmanagements, von dem wir alle wissen wie beschissen es ist. Dann natürlich Open Access, der freie Zugang zu Forschungsmitteln. Wir wollen unter anderem die Abschaffung der Anwesenheitspflicht, obwohl das ja jetzt schon fast vom Tisch ist. Keine Studiengebühren, mehr Flexibilität in den ABV-Punkten.

Jakob: Generell wollen wir mehr Flexibilität und Interdisziplinarität. Man könnte zum Beispiel einen Bachelor Generale einführen.

Lotte: Wir wollen außerdem die Studienfinanzierung nach finnischem Modell. Dort erhält jeder eine Grundförderung.

Jakob: So werden soziale Hürden zum Studium wirklich abgebaut. Wir als Piraten glauben, dass Bildung ein Grundpfeiler der Gesellschaft ist und dass es vollkommen kontraproduktiv ist, jemandem auf Grund von sozialen Umständen den Zugang zum Studium zu verwehren. Wir fordern außerdem eine vorlesungsfreie Stunde von 12 bis 13 Uhr. Damit man jeden Tag einfach mal die Chance hat, zur Ruhe zu kommen.

Auch wichtig sind Demokratisierung und Transparenz. Wir sind für die Wiedereinführung der Viertelparität in allen akademischen Gremien. Entscheidungen müssen transparent gemacht werden. Auch der Asta und StuPa sollen transparenter arbeiten und die Studierenden mehr Einblick bekommen. Wir sind auch noch nicht ganz entschieden, ob wir den Asta tragen oder nicht.

Wie steht ihr zu eurer Bundes-Partei?

Jakob: Unsere Themen haben wir komplett als Gruppe in unseren Sitzungen ausgearbeitet, unabhängig von der Partei. Eigentlich haben wir uns bloß an den Zielen der Partei orientiert. Es gibt da niemanden der sagt: „Macht das und das“. Das ist vollkommen uns überlassen.

Lotte: Der piratige Einschlag zeigt sich schon, aber eben nur dadurch, dass wir alle Piraten sind.

Jakob: Wir sind alle Piraten, klar. Und wir hoffen, dass wir unseren Wahlkampf vom Berliner Landesverband finanziert kriegen. Sie finden auch gut was wir tun. Aber sie mischen sich kein bisschen ein.

Für die Planung und Zusammenarbeit benutzen die FU-Piraten ein Wiki, das man öffentlich einsehen kann.

Jakob: Ja, das ist praktisch und transparent. Jeder kann sehen, wie wir als Hochschulgruppe arbeiten und es ist klar, wo die Entscheidungen herkommen. Und wenn jemand an einem Treffen nicht teilnimmt, heißt das nicht, dass er nicht mitentscheiden kann.

Ihr sollt einen Burschenschaftler in eurer Gruppe haben. Stimmt das?

Jakob (lacht): Ja. Da hatte Stefan tatsächlich Recht, das wird sofort aufgegriffen! Wir haben lange darüber diskutiert. Der Konsens war dann, dass es uns scheißegal ist. Solange er sich für piratige Ziele einsetzt, kann er meinetwegen auch Burschi sein. Er versucht ja auch nicht, irgendwelche konservativen Richtungen durchzudrücken. Von daher bleibt das ihm überlassen. Für uns ist es kein Grund, ihn auszuschließen.

Wo setzt ihr da die Grenzen?

Lotte: Sobald jemand sich so verhält, dass es nicht mehr mit unseren Grundsätzen vereinbar ist, tritt ein Konflikt auf.

Jakob: Wir lehnen Extremismus grundsätzlich ab. Sobald jemand versucht solche Themen bei uns durchzudrücken, ist Schluss.

Was ist euer Ziel für diese Wahl?

Lotte: Viele Erstwähler zu ziehen und einen Sitz zu bekommen.

Jakob: Einen Sitz auf jeden Fall.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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21 Responses

  1. Alle mal locker bleiben sagt:

    Meine Güte. Das ist nur eine Studentenverbindung und kein die Demokratie umstürzender Weltherrschaftszirkel.

  2. Dennis sagt:

    Ich bin der erste Fünffach-Spion der Geschichte, jetzt habt Ihr’s rausgefunden^^

  3. Tobi sagt:

    Ähm, felix: ILLUMINATI!!1!

    Hast du vergessen. Kein Problem, kann mal passieren.

  4. Dennis sagt:

    In (fast) jedem Haus hängt auch eine Tafel, auf der den im Krieg gefallenen Bundesbrüder gedacht wird. Da das Verbindungswesen an und für sich traditionell orientiert ist, ist es sicher schwer für aussenstehende, dies korrekt zu deuten. Da die Bundeswehr nunmehr wieder in Kampfhandlungen verwickelt ist, scheint es nur gerecht, nicht nur die in der Vergangenheit gefallenen Bundesbrüder zu betrauern, sondern auch an jene zu denken, die eventuell schon im Hindukusch sind oder jederzeit dorthin geschickt werden könnten.

    Dabei geht es aber nicht darum, daß wir oh-so-stolz darauf sind, daß einige von uns in irgendeinem Krieg des Heiligen Deutschen Reiches den Opfertod fürs Völkische erbracht haben, so wie uns nachgesagt wird, sondern um das echte Bedauern der kriegsbedingten Abwesenheit der jeweiligen Personen. Daß auf überlieferte Art und Weise getrauert wird scheint vielleicht von außen befremdlich, aber dafür braucht sich imho keiner von uns zu entschuldigen.

    Den Verweis auf jedes andere Land der Erde, in dem Unterstützung für Truppen und Veteranen ganz einfach zur Gesellschaft gehört, spare ich mir mal (fast).

    Und auch hier: Beachte die Quelle! Die (sogenannte) Berichterstattung beider Seiten wird IMMER gefärbt sein. Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo in der Mitte? Ich selbst war jetzt mittlerweile 6x in Coburg dabei und habe nach dem Fackellauf noch nie die ersten beiden Strophen des Deutschlandliedes gesungen oder gehört.

    Über die historische Herkunft des Wichs (genauer gesagt, der Pekesche), der Farben Schwarz-Rot-Gold (Stichwort: Urburschenschaft) etc etc könnt Ihr Euch gerne selber informieren.

    Ein weiterer kleiner Hinweis sei erlaubt: die meisten schlagenden Verbindungen wurden schon weit, weit vor dem Auftauchen des Nazionalsozialismus gegründet, und ihre Traditionen haben sich seit dann kaum bis garnicht geändert. Nun mag man geteilter Meinung sein dahingehend, ob die Studentenverbindungen allein tragende Funktion im Aufkommen des Nationalsozialismus hatten, ob sich Korporierte aus Opportunismus oder Überzeugung anschlossen. Was auch immer man Studentenverbindungen vorwerfen will: Sie sind in ihrer Gesamtheit (Aussreisser, siehe oben, wie üblich ausgenommen) in der Gegenwart angekommen.

    Was auch immer Ihr für eine “Gefahr” seht, die von mir (im besonderen), von meinem Bund, meinem Dachverband oder von “den Verbindungen” (im allgemeinen) ausgeht – it’s not there.

  5. felix sagt:

    Gut. Dann zitiere ich mal aus der aktuellen Broschüre vom TU-AStA “Geschichte, Ideologie und Praxis studentischer Korporationen”:

    :::::::::::::::
    “Im Coburger Convent (CC) sind 100 Landsmannschaften und Turnerschaften ausschließlich sog. klassischen Typs – d.h. farbentragend und pflichtschlagend – vereinigt. Nach außen geben sie sich meist unpolitisch, selbstverständlich tolerant und gegen jede Art von Extremismus. Man stellt sich gerne als lebendige Gemeinschaft von Studenten und Akademikern dar, deren Zweck nur in der Pflege von Freundschaft, dem Erfahrungsaustausch und der gemeinsamen Bildung besteht.

    UND IN ECHT?

    Tatsächlich verbirgt sich hinter der weltoffenen und fortschrittlichen Fassade ein gut organisiertes System aus Seilschaften, welches dem einzelnen Mitglied wirtschaftliche und soziale Vorteile verschaffen und als homogene Einheit politischen und wirtschaftlichen Einfluss ausüben soll. Freiheitliche Werte standen dabei nie im Vordergrund. Viel mehr geht es stets darum, in bestehenden Herrschaftsstrukturen eine nationale Elite bereitzustellen. So finden sich im CC unter den „Alte Herren“ genannten Ex-Aktiven dann auch Namen wie Günther Oettinger, der den Nazirichter Filbinger posthum zum Antifaschisten verklärt hat oder Fritz Hippler, der sich sowohl für den NS-Propagandafilm „Der ewige Jude“, als auch für das revisionistische Buch „Korrekturen“ verantwortlich zeichnet, welches im CC auch begeistert gelesen wird. Eine Distanzierung des Coburger Convent von der deutschen und eigenen Vergangenheit ist zu keinem Zeitpunkt erfolgt. Bei der Revision der Geschichte ist man bemüht sich gegenseitig zu übertreffen.

    DER PFINGSTKONGRESS DES
    COBURGER CONVENT

    Der jährlich in Coburg stattfindende Pfingstkongress ist das zentrale Ereignis und einende Element der Aktivitäten des Dachverbandes. Für ein Wochenende im Jahr lässt er die Coburger Innenstadt zu einem Pflaster für reaktionärste Ansichten wie Militarismus, Rassismus, dumpfen Standort-Nationalismus, Frauenfeindlichkeit und der Hass gegen Homosexuelle. Besonderen und offiziellen Stellenwert hat jedoch
    der bereits genannte Geschichtsrevisionismus. An zahlreichen Orten kann man in Coburg rund um Pfingsten so genannte Gedenkfeiern zu Ehren der in den Weltkriegen gefallenen Soldaten beobachten. Dabei wird in Neonazimanier die Schuld vor allem am 2. Weltkrieg unter den Tisch gekehrt und den deutschen Soldaten in Stalingrad und anderswo – sogenannten Opfern der Hitler-Diktatur – hinterhergetrauert. Im nächsten Satz folgt meist – diesmal in CDU/CSU-Manier – die Klage um den Stasiterror und das Studentenverbindungs-Verbot in der DDR.

    Zum mittlerweile 141. Pfingstkongress, vom 29.05. bis 02.06.2009, trafen sich erneut tausende Mitglieder des CC. Der Pfingstkongress beinhaltet folgende wesentliche Elemente: Eine der zentralen Zeremonien ist das Totengedenken am Sonntag. Alle Korporierten ziehen nach einem Gruppenphoto der Chargierten in den Hofgarten zum Ehrenmal des CC, legen Kränze nieder und lauschen einer Rede der präsidierenden Verbindung. Obwohl das Ritual hauptsächlich auf die Weltkriegshelden gemünzt ist, wurde dieses Jahr explizit allen Verbindungsbrüdern gedacht, die dem Militär dienten oder noch dienen. Überhaupt ist der CC dem Militarismus in seinen verschiedenen Ausprägungen gegenüber sehr offen. Neben dem Totengedenken am Ehrenmal des CC, kommt die militärische Tradition beim alljährlichen Fackelmarsch am Montag Abend am deutlichsten zum Ausdruck.
    Bei diesem Ritual paradieren sämtliche angereiste Korporierte mit Marschmusik, Fackeln und teilweise in vollem Wichs (also in der jeweiligen Uniform, samt Stiefel und Degen) durch die nächtliche Kleinstadt. Bevor sie alle am Marktplatz ankommen, laufen sie auf einer Route, die vor ihnen schon die SA mit Fackeln beschritten hat. Im Herzstück von Coburg gibt es erneut eine Rede der Präsidierenden, die standesgemäß vom Balkon des Rathauses gehalten wird und alle singen gemeinsam mit der Coburger Bevölkerung das Deutschlandlied – seit 2003 nur noch die dritte Strophe.”
    :::::::::::::

    Ist das deutlich genug? Mehr Infos unter auf der website vom asta der tu berlin.

  6. Thomas E. sagt:

    Ich würde zu Ehre und Vaterland auch nur anmerken, dass erst vor 20 Jahren und ein paar Tagen ein Regime zu Fall gebracht wurde, das ganz wesentlich auf diesen Prinzipien basierte. Dieses Regime war allerdings im Selbstverständnis ganz und gar nicht rechts. Was nur unterstreichen darf, dass diese Begriffe zwar vielfach missbraucht werden, aber jedenfalls keine eindeutige politische Perspektive kommunizieren.

  7. Marco K. sagt:

    Und ich finde die Piraten toll dafür, dass sie jemanden nicht danach beurteilen, wo er herkommt, sondern danach, was für ein Mensch er ist. Das ist so ziemlich das Gegenteil von konservativ und an der FU mal etwas erfrischend neues. Weiter so!

  8. Dennis sagt:

    Da sitz ich und versuche zu argumentieren, und dann kommt einer und benutzt doch tatsählich GOOGLE, etwas was

    – mir selber
    – den antifanten

    auch hätte einfallen können 😀

  9. Drachenkotzer sagt:

    Hm, ich hab mich mal gefragt, wie man heutzutage Ehre denn noch in so allgemeinem Kontext benutzt (also nicht irgendein Mensch wird geehrt *Dr hc-Titel-überreich*) sondern “Grundsatz Ehre” und kam da nur auf “Würde” vor sich selbst, Würde des Menschen etc… und siehe da: Wiki gab mir in diesem Zusammenhang recht: http://de.wikipedia.org/wiki/Prinzipien_von_Studentenverbindungen#Ehre
    Der Artikel ist da ganz spannend.
    “Vaterland” (direkt darüber) muss sich heutzutage ja auf unsere so-verfasste-Bundesrepublik beziehen… “Verfassungspatriotismus”, das Wort klingt schon komisch.
    ” … Das zeigt sich etwa in der Integration des Fachs Staatsbürgerkunde in die „Fuxenstunden“ für neue Mitglieder, später auch in der Teilnahme und Durchführung von Fortbildungen zu Themen wie EU oder Vereinte Nationen, eventuell Aufrufe zu Wahlen, Unterstützung von Diensten an der Gesellschaft: z. B. Wehrdienst, Zivildienst, Freiwilliges Soziales Jahr, ehrenamtliches Engagement beim Katastrophenschutz und anderen.”
    Staatsbürgerkunde is ja nun vorbei (Wiki etwas veraltet? 😉 ), aber Bildung zu Themen wie EU/UN und gemeinnützige Dienste kann man nu eigentlich nicht schlecht finden oder?

    Ganz ehrlich – Burschenschaften ham nen sauschlechten Ruf. Und manche ja auch berechtigt. Aber wie wir inzwischen festgestellt haben – ich danke meinen Vorrednern Lotte, Jupp etc. – kann man A schlecht für den Sche*ß von B verantwortlich machen, bloß weil beide im Alphabet stehen.

    Grüße
    Drrrachenkotzer
    PS: Arrrrr! 😉

  10. Dennis sagt:

    Also, wenn “Ehre” und “Vaterland” für Dich per definitionem “Rechtskonservative” Begriffe sind, dann kann ich Dir auch nicht helfen. Bitte schmeiss Deinen Duden weg, da stehen noch andere Wörter drin mit Bezug zu korrektem Verhalten und Bezug aufs Land meiner Geburt.

    Es sind leider genau diese (gewollten?) Misinterpretationen, die dazu führen, daß jemand wie Du, felix, meinst vor Verbindungen Angst haben zu müssen. Uuuuh, wie gruselig, einer mit “Ehre”, und ooooh, der hat “Vaterland” gesagt.

    Ich meine, wenn mir einer mit “Viva la revolución!” kommt, grinse ich auch ein klein bisschen, aber wird es “Euch” nicht irgendwie mal langweilig, immer dieselben ollen Kamellen rauszulullern, um vor “uns” zu warnen?

    Was ist denn am Vaterlandsbegriff so gefährlich? Überträgt er Schnupfen? Warum soll sich irgendjemand vorwerfen “ehrbar” zu sein? Ist das nicht was immer verlangt wird? Alle schimpfen mit Schumi weil er seine Steuern in der Schweiz (nicht) zahlt. Das würde mit einem vernünftigen Bezug zu seinem Heimatland nicht passieren. Alle weinern, weil ihre Depfa-Zertifikate nichts mehr wert sind, und wo sei denn bitte die Ehre der Banker geblieben, etc etc, o tempora o mores.

    Ich denke Ihr wisst worauf ich hinauswill. Und eigentlich, wenn Ihr ehrlich seid, ist es ziemlich doof, diese Begriffe mit Nationalsozialismus, Ausländer- und Frauenfeindlichkeit, Homophobie oder was Euch sonst noch so grade einfällt gleichzusetzen.

    Klar wird von “uns” keiner zum “Saufen für den Kommunismus” am OSI kommen, aber das ist auch nicht zu erwarten von einem halbwegs intelligenten Menschen über 25.

    Ich hab manchmal das Gefühl, daß für manche alles, was nicht links vom Sozialismus ist, Nazis sind. Schade eigentlich, Ihr verpasst ne Menge.

  11. felix sagt:

    Ich zitiere Dennis, der aus der Satzung seiner Verbindung zitiert hat:

    “[Die Gemeinschaft] beruht auf den Grundsätzen Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland sowie auf den Traditionen der demokratischen Gleichheit, der Liberalität der Sache nach und der Ablehnung jeder parteipolitischen, ideologischen und konfessionellen Bindung der Korporation.”

    Eine Gemeinschaft, die u.a. auf den Grundsätzen EHRE und vor allem VATERLAND beruht, ist ja wohl eindeutig rechtskonservativ. Entschuldigung, aber wer wie die Piraten Toleranz zeigt, um solche “altehrwürdigen Traditionen” aufrecht zu erhalten, indem solche Grundsätze nicht als Widerspruch zu ihren eigenen -wie auch immer gearteten- freiheitlichen Ideen aufgefasst werden, hat irgendwas nicht ganz verstanden. Oder will irgendwas nicht ganz verstehen. Wie auch immer. Bleibt nur zu hoffen, dass sie keinen Sitz bekommt- und falls doch: Viel Spaß im StuPa.

  12. Lotte sagt:

    uUnd es muss natürlich Vorurteil sein, argh…

  13. die autorin sagt:

    hey lotte,

    danke für deinen hinweis, wird umgehend geändert!

  14. Lotte sagt:

    Lieber anderer Dennis, würde ich das ganze wirklich interessieren, hättest du dir den link zum Coburger Convent, in dem unser Dennis ist, angeschaut und entdeckt:
    1)das ist überhaupt keine Burschenschaft, sondern eine Landsmannschaft
    und
    2): (ich zitiere:) “Die Verbindungen des Coburger Convents vertreten das Toleranzprinzip, nehmen alle männlichen Studenten unabhängig von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung und ihrer religiösen Überzeugung auf.”

    Was hat das Zitieren einer VOLLKOMMEN anderen Organisation (Burschenschaft HH) mit dem Thema zu tun? Das ist wie die Revo in einer Diskussion über die Antifa zu zitieren, weil “das ist ja alles dieselbe linke Pampe”. Ich bin keine flammende Verfechterin von Burschenschaften, aber ich sehe es nicht gerne, wenn jemand Menschen, die er nicht kennt, mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten für seine unfundierten Rants missbraucht.

    Wir Piraten lieben auch das Prinzip, offen sein für jeden und erstmal zu Prüfen, ob eventuelle Vorbehalte richtig sind. Schade, dass man sich so etwas auf die Fahne schreiben muss, da anscheinend manche Leute lieber von vorneherein auf andere einprügeln statt sich selber ein Bild von der Sache zu machen.

    (oh, und kleiner Hinweis an die Redaktion: meinen Namen schreibt man nur mit k 😉 )

  15. Jupp sagt:

    Lieber Dennis (der von der FSI OSI, der andere darf aber auch mitlesen ;)),

    man kann ja Burschenschaften mögen oder nicht (ich tus auch nicht besonders). Aber man sollte zumindest ehrlich zuhören.

    Wie Piraten-Dennis schon anmerkt, gibt es Verbindungen in allen Coulour. Die von dir angesprochene Burschenschaft Germania Hamburg ist ein extremer Rechtsaußen-Verein von Leuten, denen die NPD zu pöbelig ist, und steht unter Beobachtung des Verfassungschutzes. Von ihrem Beispiel auf sämtliche Studentenverbindungen zu verallgemeinern ist sicherlich keine faire Argumentation.

    Deine Fragen an Piraten-Dennis kannst du auch leicht selbst beantworten, wenn du ihm zuhörst: Wie er schon sagte, ist er in einer Landsmannschaft, nicht in einer Burschenschaft. Wenn du den von Dennis geposteten Wikipedia-Link zu seinem Dachverband folgst, erfährst du dort im dritten Satz die Antworten auf deine Fragen: “Die Verbindungen des Coburger Convents vertreten das Toleranzprinzip, nehmen alle männlichen Studenten unabhängig von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung und ihrer religiösen Überzeugung auf.”

    Und ja: Es gibt auch viele Verbindungen, die Frauen aufnehmen, es gibt sogar viele, die NUR Frauen aufnehmen.

    In der Hoffnung jetzt keinen Grundsatz-Flamewar über Studentenverbindungen ausgelöst zu haben,

    bestens:

    Jupp

  16. Dennis sagt:

    Ich kann leider nicht beeinflussen, was Hamburger Burschenschaften so treiben. Genausowenig kannst Du Dich als “Linker” (angenommenermaßen) dagegen wehren, mit “langhaarigen Bombenlegern” unter eine Decke gesteckt zu werden. Nur weil jemand Katholik ist, heisst es nicht, daß er in Irland Bomben legt, um den Vergleich einfach zu halten.

    Die Burschenschaften (also der Verbindungstyp “Burschenschaft” im Gegensatz zu den Verbindungstypen “Landsmannschaft”, “Turnerschaft”, “Sängerschaft” oder “Corps” mit ihren jeweiligen Dachverbänden, daher meine peinlich genaue Trennung der verschiedenen Formen des Verbingungswesens) ist eindeutig weiter rechts einzuordnen als der Rest der Korporationswelt.

    Für meinen Bund und den Coburger Convent gilt, daß wir jeden männlichen Studenten aufnehmen, der sich unseren Prinzipien verbunden fühlt. Das kann der Dunkelhäutige Musiker sein, der Ende 20 entdeckt hat, daß er dann doch studieren will (geschehen in Heidelberg, letztes Wochenende persönlich getroffen), das sind Georgier, Tschechen, Bulgaren und US-Amerikaner (alles bei uns vorhanden) – auch Schwule und Zivis (mindestens ein Bundesbruder von mir bekennt sich zu seiner Homosexualität, und ich selbst bin ausgemustert, habe also keinen Wehrdienst geleistet).
    Sogar ich als Spandauer durfte mitmachen.
    Einige meiner Bundesbrüder waren engagierte JuSos, bis rausgemobbt wurden auf Grund ihrer Korporationszugehörigkeit. Ich frage mich, wo DA das Interesse, die Toleranz und nicht zuletzt der MUT ist herauszufinden, daß vielleicht garnicht alle Vorurteile wahr sind, die in Studentenkreisen über Verbindungen kursieren.

    Es ist mir und allen anderen klar, daß viele Studentenverbindungen im Nationalsozialismus eindeutig auf der falschen Seite Position bezogen haben. Nichts was ich hier dazu schreibe kann mir zum Wohle gereichen, da es mindestens als relativierend erachtet werden würde.

    Aber wie der Rest der Gesellschaft wird die Ausrichtung einer Verbindung durch ihre aktiven Mitglieder bestimmt. Diese sind heute im Alter zwischen 20 und 30. Und ich kann mit Gewissheit für mich, meinen Bund und meinen Dachverband sprechen, daß radikale Tendenzen jedweder Art hier NICHT geduldet werden.

  17. Na, wenn wir uns hier schon Zitate von Verbindungen um die Ohren hauen:
    “Bist du hässlich, fett, krank oder fremd im Lande, bist du von Sorgenfalten, Weltschmerz oder linksliberaler Gesinnung gepeinigt, […] hast du den Wehrdienst verweigert oder hast du eine Freundin mit, die weder schön noch still ist, dann bleib lieber zu Hause.
    – Burschenschaft “Germania”, Hamburg

    Sexismus, Militarismus und Ausländerfeindlichkeit in Reinkultur. Und wer genau hinsieht, erkennt auch dass sich da nicht von links”extremen” Meinungen abgegrenzt wird, sondern von “linksliberalen” – SPD-Wähler_innen und SZ-Leser_innen bei Burschenschaften unerwünscht?

    Wie ist das denn, @Burschi-Dennis, würde eine Frau bei euch aufgenommen werden? Oder eine Person ohne deutschen Pass, oder mit nicht-weißer Hautfarbe? Oder ein offen schwul lebender Mann?

    Soweit ich weiß, gab es vor 1963 keine linken ASten an der FU, die “Hetzkampagnen” gegen Verbindungen hätten betreiben können. RCDS-Mitglied und Burschi Diepgen wollten die FU-Studierenden aber trotzdem nicht.

    @stefan günther: Was die historische Rolle der Verbindungen angeht: zwei Minuten google anschmeißen sollten da reichen, gerade für dich als Pirat.

  18. Dennis sagt:

    Hallo Heinz, und alle anderen,
    ich bin der betreffende “Burschi”, ich denke es macht Sinn wenn ich mich direkt selbst melde.

    Das Bild von Studentenverbindungen (insbesondre schlagenden, wie ich einer angehöre) unter den Studenten der FU beruht leider fast ausschliesslich aus den betreffenden Kampagnen seitens des AStA.

    Mitnichten sind Korporation (das ist der korrekte Oberbegriff) allesamt reaktionär, rechtsradikal und frauenfeindlich.

    Ebenso falsch ist es, sämtliche Verbindungen unter dem Begriff “Burschenschaft” zu subsumieren, das ist als würde ich sämtliche “Fahrzeuge” mit “Auto” beschreiben. Hier der Wiki-Link zum CC, dem Dachverband dem ich angehöre:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Coburger_Convent

    Es ist sicher richtig, daß sich in Verbindungen eher ein konservativer Querschnitt der Studentenschaft abbildet, dies allein jedoch ist kein Grund, Verbindungen an und für sich ablehnend entgegenzustehen. Im Gegenteil! Sämtliche Korporierten sind angehalten, sich im demokratischen Prozess zu engagieren. Ich zitiere aus der Satzung meiner Verbindung:

    “[Die Gemeinschaft] beruht auf den Grundsätzen Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland sowie auf den Traditionen der demokratischen Gleichheit, der Liberalität der Sache nach und der Ablehnung jeder parteipolitischen, ideologischen und konfessionellen Bindung der Korporation. Ihre Ziele sind lebenslange Verbundenheit und gegenseitige menschliche Hilfe, Bildung der Persönlichkeit, Mitarbeit an der Gestaltung der Hochschule und des freiheitlich demokratischen Rechtsstaates.”

    Diese Grundsätze lebe ich eben DURCH ein hochschulpolitisches Engagement. Die PIRATEN sind eine im wörtlichen Sinne FREIHEITLICH ausgerichtete Partei. Dies bedeutet, daß wir dafür kämpfen, daß das Grundgesetz geachtet, die Freiheit des einzelnen nur an der des Anderen eine Grenze finden und jeder nach seiner facon leben soll.

    Daß dies naturgemäß in ALLE Richtungen gilt (ausser jenen, die Verfassungsfeindlich ausgerichtet sind), wird den Piraten (und auch Verbindungen) gerne im Munde herumgedreht und gegen sie verwendet.

    Wenn Du Dir das Programm der PIRATEN AN DER FU anschaust, dann wirst Du keinen einzigen Punkt finden, der auch nur den Hauch von “Muff” trägt. Ich kann nur an den akademischen Geist in Euch allen appellieren, Euch selbst! ein Bild zu machen. Um es mit den Worten der PIRATEN im letzten Wahlkampf zu sagen: “Kündige Deinen Meinungsanbieter!”

    In PIRATISCHEM SINNE,

    Dennis

  19. BitForce sagt:

    Interessanterweise werden Lotte und Jakob hier als Freibeuter bezeichnet. Ich glaube es handelt sich aber um Piraten!

    Freibeuter sind keine Piraten sondern Kaperfahrer. Sie handeln im staatlichem Auftrag. Piraten tun dies nicht. Daher denke ich das der Begriff Freibeuter für Lotte und Jakob kein passender Begriff ist, sie handeln ja nicht im staatlichen auftrag.

    Arrr!

  20. Stefan Günther sagt:

    Hallo Heinz (oder wie du auch immer heißt),
    in der Satzung der Studierendenschaft steht überhaupt nichts zu Burschenschaften. Kannst du gerne nochmal nachprüfen: http://www.fu-berlin.de/sites/studwv/media/Rechtsgrundlagen/studsatz.pdf.
    Als geschichtsinteressierter Mensch finde ich deine Andeutung zu der historischen Rolle der Burschenschaften etwas wage. Vielleicht kannst du das mal ausführen.
    Der Betreffende ist übrigens in einer Landsmannschaft und nicht Burschenschaft. Er ist ein netter Mensch und sehr engagiert für die Studierenden. Warum also ausschließen? Das wäre nämlich die Konsequenz deiner Position und für sowas muss man schon starke Argumente haben.
    Im übrigend hätte ich auch kein Problem der “Jungen Welt” ein Interview zu geben. Es geht schließlich darum den Lesern die Position der Piraten näher zu bringen und nicht deren Meinung zu übernehmen…

    Viele Grüße
    Stefan

  21. heinz sagt:

    ob die piraten wohl wissen, dass die satzung der studierendenschaft der FU burschenschaftliches engagement – also nicht der einzelnen burschis, aber der burschenschaften – an der uni verbietet? eine lehre aus der nicht ganz rühmlichen rolle, die verbindungen in der weimarer republik und im nationalsozialismus gespielt haben. interessant, dass nun die piraten einem burschi ein neues forum bieten. andererseits: bei der bundespartei hat man ja auch keine probleme damit, der “jungen freiheit” ein interview zu geben.
    für einen AStA-vorsitzenden namens eberhard diepgen war seine verbindungszughörigkeit 1963 übrigens das aus – eine urabstimmung sorgte für seine absetzung…

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