Übelriechendes im LHG-Blog

Der Wahlkampf um das StuPa 2011 hat sein erstes Skandälchen. Am Dienstag brachten anonyme Verfasser ein Flugblatt gegen die Liberale Hochschulgruppe in Umlauf. Es folgte der übliche Shitstorm im LHG-Blog. Von Eliese Berresheim.

Illustration: Cora-Mae Gregorschewski

Je näher der Tag der Entscheidung rückt, desto mehr gerät das Blut der Kontrahenten in Wallung. Der Wahlkampf weckt Urinstinkte: Wir oder sie, Gut gegen Böse. Wer dieses Jahr das Rennen macht, ob die bisherige AStA-Koalition bestätigt wird oder die Opposition endlich einen Fuß in die Tür der AStA-Villa bekommt, ist ungewisser als je zuvor. Und wenn es hart auf hart kommt, werden alle Register gezogen.

Seit Dienstag kursiert ein Flugblatt, in dem sich „einige hochschulpolitisch aktive Studierende“ ihren Lieblingsfeind vorgenommen haben: die Liberale Hochschulgruppe. Überschrift: „Stell dir vor es ist Fachbereichsrat – und keiner geht hin…“. Sie werfen der LHG unter anderem „Diskreditierung anderer aktiver Gruppen“ vor, sowie „Abwesenheit im Fachbereichsrat“, „Stellungnahme für die Professoren und gegen die Studenten“, „persönliche Beleidigungen, Verharmlosung von Faschismus und sexistischen Sprüchen.

„Hosen voll“

Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Und sie erfolgt in bewährter Manier. Armin Peter, Nachwuchsjournalist und sowas wie das schreibende Maschinengewehr der LHG, kontert prompt und im Duktus der Großväter: Das Flugblatt sei eine „gezielte Verleumdungskampagne einer Handvoll anonymer Feiglinge“. Doch Peter weiß anscheinend mehr. Direkt greift er Oliver Wolff von den Jusos an, bezichtigt ihn seinerseits des Sexismus und zitiert aus einer privaten Email von Wolff. Dieser hatte sich bei einem anderen LHG-Mitglied nach einer „schönen Unbekannten“ erkundigt, in den Augen von Peter ganz profanes „Balzverhalten“ und offenbar Ausweis eines unter Jungsozialisten grassierenden Chauvinismus. Die entsprechende Passage ist zwar mittlerweile aus dem Blog entfernt, die Reaktionen darauf – bis Samstagabend immerhin 48 Kommentare – zeigen einen unverstellten Blick auf die Gemüter und das Niveau des Wahlkampfs.

Für „VV-Besucher“ ist die Veröffentlichung der privaten Email „Stasi-Methode“, eine „Schmutzkampagne“ zur Vorbereitung auf die „spätere Parteikarriere“. „Mensch“ sind Vergleiche mit der gegenwärtigen Politik nicht anschaulich genug: „Armin, du setzt Menschen aus dem AStA mit Stalin gleich. Setze ich dich mit Hitler gleich, weil ihr Euch beide positiv auf Deutschland bezieht?“ Den Adressaten ficht das nicht an: Das seien alles „Nebenkerzen“, die die Vorwürfe der LHG (undurchsichtiger Haushaltsplan, Zweckentfremdung studentischer Gelder) nur bestätigten. Der AStA habe die „Hosen voll bis zum Stehkragen“, lästert Peter weiter. Doch nicht jeder mag sich in solche verbalen Niederungen begeben. „K.line“ versucht sich an einer Metakritik: Die „persönlichen Tiefschläge“ seien der letzte noch fehlende Beweis, dass die LHG „auf hochschulpolitischer Ebene nichts als Inkompetenz zu bieten hat“.

Bis zur nächsten Schlammschlacht

Nachdem die Jusos am Freitag auf ihrem Blog mit einer scharfen Stellungnahme auf die Emailveröffentlichung reagierten, bemüht man sich um eine diplomatische Belegung der Angelegenheit. Es werde nun „alles weitere in direkter Kommunikation zwischen den Jusos und LHG geklärt“.

Die Karawane zieht derweil weiter zur nächsten Schlammschlacht. Oder trifft sich in Kürze wieder bei der LHG. Der Wahlkampf dauert ja noch ein paar Tage.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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7 Responses

  1. schlimmerfinger sagt:

    im übrigen heißt es “nebeLkerzen”

  2. i sagt:

    eine interessante debatte hätte einen interessanten bericht gegeben..nur so zur selbstreflexion..

  3. z sagt:

    übrigens stimmt die einleitung nicht ganz. es sollte nicht “Es folgte der übli­che Shits­torm im LHG-Blog” heissen, sondern “Auf den üblichen Shitstrom im LHG-Blog folgte…”. so traurig es ist: so unterirdisch teilweise die kommentare sind, die beiträge der lhg sind noch mindestens eine etage tiefer 😉

  4. Thomas E. sagt:

    Abstruse Vergleiche sind großartige Argumente zum Totschlagen jeder Kritik, ohne sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen.

    Aber bitte: Nämliche Auslandssparten bieten mir üblicherweise einen Mehrwert gegenüber der Lektüre anderer Quellen, die mir nicht so einfach zugänglich sind. Das LHG-Blog ist nur einen Klick entfernt.

    Die Geschichte gibt ja durchaus Material her. Aber die oben stehende Fassung finde ich nicht gelungen. Immerhin schreibt Furios also wieder. Immerhin noch rechtzeitig zur Wahl.

    Und wenn sie jetzt noch wieder das ins Licht rückt, was von uns im universitären Alltag häufig übersehen wird, und nicht nur das Offensichtliche thematisiert…

  5. karl sagt:

    der Hochschulpolitik sollte eigentlich alles recht sein, was ihr zu mehr Öffentlichkeit verhelfen könnte! also seid doch nicht ganz so missmutig!

    @thomas: Dann kannst du auch einfach das lhg-Blog lesen, ja.
    Du könntest auch aufhören die Auslandssparten der Tageszeitungen zu lesen und selbst durch die Länder zu reisen, durch alle gleichzeitig.

    geiles Bild übrigens!

  6. z sagt:

    super. eine stark auf persönliches reduzierte debatte nochmal inhaltlich auf das unwichtigste reduziert…

  7. Thomas E. sagt:

    Und welchen Beitrag hat das jetzt gebracht, außer eine Debatte, die mittlerweile ihr Ende gefunden hat, nochmal aufzuwärmen? Dann kann ich auch einfach den LHG-Blog lesen.

    Als Anregung: Warum ist der Fortbestand der Koalition denn ungewisser denn je? Und was sagen die “einfachen” Studierenden zur Hochschulpolitik? Und was ist fürs nächste Jahr wirklich zu erwarten?

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