Keine Uniform an dieser Uni

Nach dem Eklat um das Tragen von Verbindungskleidung fragen wir uns: Couleurs an der Uni – Ja oder Nein? Veronika Völlinger sagt Nein. Was die Uniform repräsentiert, hat an der FU keinen Platz.

Mützen und Schärpe in den Farben verschiedener Burschenschaften. Illustration: Luise Schricker

Man möchte den Fachbereich Rechtswissenschaften gleichermaßen beglückwünschen wie bedauern. Die fertig ausgebildeten Juristen bekamen auf ihrer Absolventenfeier Urkunden in die Hand gedrückt; nun werden sie mit ihrem Wissen über Recht und Gerechtigkeit in die Gesellschaft entlassen.

Bedauern möchte man dies, weil sich Anwesende zum Abschluss ihres Studiums in einer Uniform präsentierten, die für ein äußerst zweifelhaftes Verständnis des liberalen Rechtsstaates steht. Beglückwünschen kann man jenen Absolventen, dessen Rechtsempfinden ihm keine Ruhe ließ – bis er auf die Burschenschaftler in Couleur hinwies und dafür prompt des Saales verwiesen wurde.

Nun mag man sagen: Willkommen an der Freien Universität! Hier prallen täglich 40.000 Identitäten und Meinungen aufeinander und Freiheit ist ja bekanntlich immer die Freiheit des Andersdenkenden. Der Vorfall auf der Absolventenfeier könnte geradezu beispielhaft für einen funktionierenden Diskurs gegensätzlicher Positionen stehen – eine provokante Darstellung wird als Ungerechtigkeit empfunden, der Hinweis darauf folgt sogleich und eine Debatte nimmt ihren Lauf.

Doch ganz so einfach gestaltet sich dieser Fall nicht. Hier haben Studierende das nicht-uniformierte Gewand einer bunten Studierendenschaft abgelegt und die Uniform einer Burschenschaft anlegt. Sobald die Mütze auf dem Kopf sitzt und die Schärpe die stolzgeschwellte Männerbrust umschließt, repräsentiert der sonst möglicherweise unauffällige Student eine Ideologie.

Mütze auf, Ideologie an

Und was er damit repräsentiert, darf an der Freien Universität keinen Platz haben: Politische Positionen, die sich an einem diffusen rechten Rand bewegen. Übersteigerter Patriotismus, nationalistisches Gedankengut oder gar den Nachweis einer bestimmten Abstammung als Zugangsberechtigung. Das Hegen und Pflegen eines reinen Männerbundes, der mit Ämtern und Positionen schachert.

Es ist eine Provokation mit seiner Burschenschafts-Uniform und der zugehörigen Ideologie im Gepäck auf einer offiziellen Festveranstaltung zu erscheinen. Es ist auch eine Warnung, wie weit sich Meinungen auf das öffentliche Parkett trauen, die sich gegen eine offene Gesellschaft richten.

Laut Tagesspiegel habe das Präsidium mitgeteilt, das Tragen von Verbindungsfarben sei an der FU „unerwünscht“. Das ist gut so, aber scheinbar waren die Vertreter der Unileitung auf der Absolventenfeier farbenblind. Uniformierte Studenten haben durch ihre Kleidung offen mitgeteilt, dass sie sich gegen eine freiheitliche Gesellschaft wenden. Es muss Aufgabe der Freien Universität und ihrer Studierendenschaft sein, einer solchen Position keinen Platz auf dem Campus einzuräumen. Unisono heißt das: Keine Uniform an dieser Uni!


Die Gegenposition bezieht Kirstin MacLeod hier.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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14 Responses

  1. Demokrat sagt:

    Wie unreflektiert kann ein Mensch sein, der so einen Unsinn schreibt ?
    Ist es Boshaftigkeit und Hass oder purer Unverstand ?
    Von jemandem der eine Universität besucht, würde ich wahrlich mehr erwarten.
    Offenheit und eine Freie Gesellschaft zeichnen sich sicherlich nicht dadurch aus, dass Menschen mit Hass begegnet wird, und ihnen Attributen von Menschen zugesprochen werden, die sie ganz offen als Feinde titulieren.
    Eine derart menschenverachtende Haltung ist einfach würdelos.

    Verdindungsfarben sind sicherlich kein Symbol eines menschenverachtenden Systems,
    wie beispielsweise verbotene Symbole des Nationalsozialismus, oder geduldeten Symbolen des “real gelebten Sozialismus”, sondern Symbole der Demokratiebewegung in Deutschland und Europa.
    Man mag Traditionsbewusstsein für Veraltet ansehen, und wenn man will, kann man Geschlechtertrennung als Sexismus diffamieren. (Auch wenn es eigentlich durchaus gesellschaftlich anerkannt ist, sich in gewissen Lebensbereichen auch mal geschlechtlich zu separieren.) – aber für eine Freiheitliche Gesellschaft ist es wichtig, auch Andersdenkende zu respektieren.
    Davon zeugt dieser von Unwissen und Unverständnis strotzende Artikel sicherlich nicht,
    und dennoch soll der Autorin auch ihre Weltsicht gegönnt sein, und niemand soll sie vom Campus verbannen oder öffentlich als Faschistin beleidigen – alleine vielleicht ein wenig Mitleid sollt man ihr zukommen lassen, dafür dass sie so dringend ein Feindbild braucht.

  2. A. Meise sagt:

    Hochverehrter “inthiscase”,

    gestatten Sie mir zu Ihren Ausführungen unter “11.” eine kurze Nachfrage:

    Ihre Fähigkeit
    zur präzisen Bestimmung und Verwendung von Begriffen,
    zur plausiblen – wenn nicht gar logischen – Herleitung von Zusammenhängen
    zur anschaulichen, gleichzeitig kultivierten und treffsicheren Rhetorik:
    wo genau haben Sie sich diese Fähigkeit erworben?

    Mit der Bitte um Antwort
    und freundlichem Gruß

    A. Meise

  3. MenschX sagt:

    @ R.H.:
    Tut mir leid, aber in diese Schublade können sie mich nicht stecken. Hoffentlich bröckelt jetzt nicht ihr Weltbild.

  4. inthiscase sagt:

    Was wundert, dass diese nationalistischen und braunen Burschen hier Front machen, weil man ihnen ihr archaisches Gedünke verbieten will. Was anderes haben sie ja nicht, als immer nur ihm tiefen Modder längst vergangenes herumzuwühlen.
    Antiquitäten gehören ins Museum oder in die Vitrine. Im Leben haben die nichts zu suchen. Wie kann man nur so armselig unkreativ und hinterm Mond sein?

    Zudem hat die FU schon aus ihrer sehr kurzen Tradition nichts mit Burschenschaften zu tun.

    Wenn es schon das Gestern sein muss, warum kommt ihr Burschis dann nicht im Lendenschurz zur Uni. Is uncool wa!? Lendenschurz lässt sich eben nicht nationalrassistisch aufladen.

    Wenn man den Tonfall einiger dieser ewig gestrigen hier hört, erinnert es stark auch an eine andere ebenso gefährliche Gruppe: Den Waffennarren, die sich auch mal gerne harmlos als “Jäger” bezeichnen.

    Nimmt man denen ihre schwachsinnigen und gefährlichen Spielzeuge weg, bricht bei denen auch der Wahnsinn aus. Ein deutlichen Zeichen für signifikante Defiziten in beiden Gruppen! Dafür spricht auch der irrsinnige Alkoholkonsum dieser sich nach Narben und geistigem Siechtums sehnenden Gruppe.

    Deutschland fängt wieder langsam an, sein häßliches Gesicht zu zeigen.

  5. R.H. sagt:

    @ MenschX:
    Getroffene Hunde bellen. Waren Sie das etwa im Feminismus-Seminar?

  6. B. Junge sagt:

    @MenschX:
    Die Mitglieder meiner Verbindung brechen sich gerne einen ab, um diesen Vorwurf des “antiquierten Sexismus” zu entkräften. Das halte ich für unnötig. Nach gängiger Definition sind die meisten Verbindungen sexistisch (die meisten, da es auch gemischte Verbindungen gibt)! Nach gleicher Definition sind aber auch Herren- und Damenmannschaften im Sport sowie Damen- und Herrentoiletten sexistisch. Dies soll keine Relativierung sein, sondern eine Bestandsaufnahme.

    Mein Kernpunkt ist, dass es meine persönliche Freiheit ist in einem Verein aktiv zu sein, in dem ich mir das Gesicht von scharfen Klingen aufhacken lassen darf und ich mich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen kann. Dafür will ich mich nicht rechtfertigen, insbesondere nicht vor Menschen die ein sehr fragwürdiges Verständnis davon haben, wie eine freie Gesellschaft auszusehen hat. Das Verhalten des Studenten Meyer-Dulheuer ist dafür symptomatisch. Er fühlte sich berechtigt, die Versammlung zu stören, weil er seine Moralvorstellung gegenüber der, der Mehrheit (oder was er als solche ansieht) für überlegen hält (gefährlich, gefährlich). Man kann von den Gothen halten was man will, aber im Gegensatz zu Meyer-Dulheuer haben diese ihre “Ideologie” nicht offen in die Welt posaunt, sondern sich durchs Tragen ihrer Farben zu ihrem Bund bekannt. Nicht viel anders als Christen die ein Kreuz tragen, Muslima ihr Kopftuch und Juden ihre Kippa. Das ist kein Werben, sondern ein Bekennen.
    Es ist eine andere Frage, ob man mit dem, was dahinter steht einverstanden ist. Wir leben allerdings in einer pluralistischen Gesellschaft, da sollte man es aushalten können wenn jemand mit einem farbigen Band um die Brust, oder einem Lenin-Anstecker dahergelaufen kommt.

  7. MenschX sagt:

    @ DFU:
    Corps, Burschenschaften, Verbindungen etc. sind durchaus zu unterscheiden, da haben sie recht. Aber dennoch verfolgen sie alle ein überholtes Konzept aus einem Deutschland des vergangenen Jahrtausends. Denn auch wenn sich hier einige als aufgeschlossen und liberal geben, so schließen sie auch heute noch immer Frauen aus ihren Männerbünden aus. Wodurch begründet sich dieser offene und antiquierte Sexismus?

    Und ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass sich die ursprüngliche Diskussion am FB Rechtswissenschaft von Anfang an konkret auf Burschenschaften bezog, speziell auf die Gothia Berlin, die noch immer (!) Mitglied im Dachverband der Deutschen Burschenschaften ist. Leider kommt das im FURIOS Artikel zu wenig rüber. Wer damit nachweislich rechtsradikales Gedankengut vertritt oder über die Mitgliedschaft in diesem Dachverband toleriert und dies durch das Tragen der Farben offen bekundet, hat an der FU nichts verloren, und da sind sich ausnahmsweise Präsidium, Fachbereiche und die Mehrheit der FU Studierenden einig! Dem würde sicherlich auch Herr Prof. Schwab zustimmen, der mit der Situation sehr unglücklich umgegangen ist. Dennoch war sein Handeln in diesem Moment nicht angemessen. Es wäre in seiner Verantwortung als Dekan angebracht gewesen, die Burschenschafter der Gothia vor der Veranstaltung anzusprechen, sich eindeutig den Namen der Burschenschaft geben zu lassen, Informationen über sie einzuholen und dann die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Ablegen der Farben oder Ausschluss.

    @ cj:
    Der Vergleich hinkt und ich verweise auf das anfängliche Statement von mir. Rechtsradikalen, die ein menschenverachtendes Weltbild propagieren, kann und sollte man das Tragen ihrer Farben und Erkennungsmerkmale untersagen dürfen (Hausrecht der FU). Man möchte sich bitte die Konsequenzen eines Auslebens dieses Weltbildes vor Augen führen. Man schlage das Geschichtsbuch auf und schaue auf die Zeit von 1933 bis 1945. Rechtsradikalismus darf nie wieder salonfähig werden!

    @ T.P.:
    Eine infame Unterstellung ist das schon, wenn sie dem Asta eine Veruntreuung der studentischen Mittel vorwerfeb. Worauf begründet sich der Verdacht?

    @ R.H.:
    So viel Unsinn habe ich selten gelesen. Vorgeschobene Definitionsfragen, Verharmlosung, billige Relativierungen und dümmste Aussagen, bspw. “Wo lernt man so etwas zu schrei­ben? Femi­nis­mus– oder Sozialpsychologie-Seminar 1. Semester?”. Hoffentlich sind sie auch nur Gast an der FU!

  8. Steffen sagt:

    Liebe Veronika,

    vielen Dank für diesen sehr klaren und deutlichen Artikel.

    Es ist sehr bemerkenswert, dass die Verbindungen vereint losschlagen, wenn sie kritisiert werden und offenbar nicht bereit sind, sich mit der Kritik an ihrem überkommenen Gesellschaftsbild auseinander zu setzen. Verbindungen haben an einer Uni nichts zu suchen und Schwab sollte endlich seinen Hut (um nicht zu sagen, seine Mütze) nehmen.

  9. T.P. sagt:

    Dieser ganze “Eklat” ist ein riesiges Ärgernis und zwar insbesondere aus den folgenden Gründen. Es wird momentan eine Grundsatzdebatte auf dem Rücken eines verdienten Professors ausgetragen, der keinerlei rechte Tendenzen hat. Des Weiteren stellen die Artikel des Tagesspiegels und der Zeit eine Problematik dar, die es so an der FU nicht gibt. Traditionell ist unsere Freie Universität links ausgerichtet, wobei heutzutage der Großteil der Studenten wohl eher der politischen Mitte zugerechnet werden kann. Des Weiteren sind Verbindungen auf dem Universitätsgelände weitesgehend nicht präsent. Im Gegensatz zu anderen deutschen Städten führen sie in Berlin ein Randdasein. Die eigentliche Kernproblematik an der FU ist der ASTA. Ein Organ, das die Interessen der gesamten Studentenschaft vertreten soll, ist in einem unerträglichen Maße politisch aufgeladen und veruntreut in großem Stil unsere Semesterbeiträge. Bezüglich dieser Thematik wäre eine investigative Berichterstattung durch Zeit und Tagesspiegel durchaus angemessen. Ein schöner Nebeneffekt wäre, dass Prof. Schwab wieder in Ruhe seiner Arbeit nachgehen könnte.

  10. R.H. sagt:

    Man weiß gar nicht, wo man bei dieser Märchenstunde ansetzen soll. Der involvierte Prof. Dr. Schwab hat in einem offenen Brief den Sachverhalt bereits glänzend erläutert. Leider scheint die Autorin den Brief nicht zu kennen, oder hat ihn nicht verstanden. Tipp: googlen und lesen.

    Ich will hier nicht hinterfragen, warum der Störer sich zu seiner Protestaktion berufen fühlte. Ob Sendungsbewusstsein, Profilneurose oder Bürgersinn. Prof. Schwab hat hierzu alles gesagt: rechts, links, wehrhafter Bürger, Spinner – er hätte jeden Störer des Saales verwiesen.

    Obwohl ich kein Verbindungsstudent bin oder jemals war, hatte ich über Freunde und Bekannte die Gelegenheit, Verbindungsstudenten aus Corps und Burschenschaften persönlich kennen zu lernen und habe Verbindungshäuser in Hamburg, Bonn, Marburg, Rostock und Berlin als Gast besucht. Für einen Kriegsdienstverweigerer mit eher links der Mitte einzuordnenden politischen Ansichten ein eher seltenes Vergnügen. Leider fühlen sich in linken Kreisen viele dazu berufen, die Gleichung „Studentische Verbindung = Nazis“ aufzumachen, die so falsch wie diffamierend ist.
    Natürlich ist die Mehrzahl der Verbindungsstudenten eher konservativ und ja, karriereorientiert. Noch ist das in Deutschland weder strafbar noch unethisch. Im Verbindungshaus werden für Außenstehende teilweise fragwürdige Traditionen (Mensur, Kneipe, studentisches Liedgut etc.) gepflegt, aber in anderen Studentenkreisen werden in bierseliger Runde auch immer noch aus der Zeit gefallene kommunistische Kampf- und Partisanenlieder angestimmt.

    Burschenschaften sind zu Recht ein Reizthema. Aber nicht jede Studentische Verbindung ist eine Burschenschaft. Da gibt es Katholische Studentenverbindungen, Corps mit Toleranzprinzip, Burschenschaften, Katholische Studentenvereine, Landsmannschaften, Damenverbindungen, Christliche Studentenverbindungen, Sängerschaften und Akademische Musikverbindungen, Akademische Turnverbindungen und Turnvereine, Vereine Deutscher Studenten, Turnerschaften, Ferialverbindungen und Jagdverbindungen (Quelle Wikipedia). Alles Nazis? Und selbst bei den Burschenschaften ist nicht jede am äußersten rechten Rand angesiedelt.

    Leider hat der von mir sonst geschätzte Tagesspiegel einen völlig tendenziösen Artikel über den Saalverweis gebracht. Schon die in der Überschrift präsentierten „Burschenschafter in Uniform“ sind Fiktion. Hier soll wohl die negative Assoziation zu uniformierten Schlägertrupps (SA) oder Militär hergestellt werden. Eine Mütze und ein farbiges Bändchen machen noch keine Uniform, welche per Definition immer aus einer kompletten Garnitur (mit Hose, Hemd, Stiefeln usw.) bestehen muss. Selbst „Uniformteile“ wäre falsch, denn das heißt nun mal „Couleur“, so wie die Tracht von Heimatvereinen auch nicht Uniform genannt wird. Das Archivbild zum Artikel zeigt allerdings mit gezogenen Schlägern (der Waffe beim studentischen Fechten) martialisch posierende Studenten in „vollem Wichs“, also mit Jacke usw. Eine Mütze mit farbigem Bändchen wäre als Illustration des „Eklats“ nicht hinreichend gewesen. Der Störer ist im Tagesspiegel eine heldische Figur, denn es geht ja gegen Nazis. Wer wird schon differenziert hinschauen, wenn es denn nur für die gute Sache ist. Meiner persönlichen Erfahrung mit der Nazidichte bei Studentischen Verbindungen nach ist wahrscheinlich keiner der vier couleurtragenen Absolventen dem Nazi-Umfeld zuzuordnen. O.k., für mich ist aber auch nicht jeder, der für mehr Polizei eintritt oder das ALGII kürzen will, ein Nazi. Vielleicht muss ich noch lernen.

    Köstlich fand ich im Tagespiegelartikel folgendes Zitat: „Tatsächlich gab an der FU in den fünfziger Jahren einen Beschluss des Akademischen Senats, der das Tragen von Farben verbot. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht den Passus danach für rechtswidrig erklärte, waren sie an der FU immer stolz auf die „antikorporierte“ Haltung der Universität.“ Stolz auf einen Rechtsbruch?

    Womit wir bei diesem FURIOS-Beitrag ankommen. Überschrift „Keine Uniform an dieser Uni“. Und da ist sie schon wieder, die Uniform (grusel). „Sobald die Mütze auf dem Kopf sitzt und die Schärpe die stolzgeschwellte Männerbrust umschließt, repräsentiert der sonst möglicherweise unauffällige Student eine Ideologie.“ Da werden die vier feiernden Verbindungsstudenten flugs zu Repräsentanten eines übersteigerten Patriotismus, nationalistischen Gedankenguts, des Ariernachweises und (jetzt kommt es ganz dicke) verschworener „Männerbünde“, die sich „gegen eine offene Gesellschaft“ richten. Wo lernt man so etwas zu schreiben? Feminismus- oder Sozialpsychologie-Seminar 1. Semester?

    Wenn sich also alle korporierten Studenten, wie hier geschrieben, „gegen eine freiheitliche Gesellschaft wenden“, dann Gnade uns Gott. Schließlich treffen wir diese Studenten in ein paar Jahren als erfolgreiche Unternehmer, Richter, Staatsanwälte, Ingenieure, Architekten, Geologen, Rechtsanwälte, Mediziner, Professoren, oder Bundespräsidenten wieder. Etwas mehr Recherche (es gibt Damenabende auf Verbindungshäusern), Differenzierung und Toleranz, auch für Menschen am „rechten Rand“, würden der Autorin besser stehen als Nazi-Bashing auf der Grundlage von tradierter Ahnungslosigkeit.

  11. DFU sagt:

    Ich bin selber Mitglied in einer farbentragenden Studentenverbindung, eines Corps, keiner Burschenschaft. Dennoch bin ich ein toleranter und weltoffener Mensch und absolut empört über die Vorgänge in der Deutschen Burschenschaft, die im letzten Jahr für so große Presseaufmerksamkeit gesorgt haben. Ich finde es aber unerträglich, dass hier einmal mehr alles durcheinander geworfen wird und alle Verbindungen in einen rechten Topf geworfen werden.

    Symptomatisch dafür ist die Bezeichnung Uniform für das Couleur (Band und maximal zusätzlich eine Mütze). Sie ist schlichtweg ein Kampfbegriff von radikalen Verbindungsgegnern und soll wohl Konnotationen zum Uniformfetischismus von Rechten und Nazis wecken. Für die allermeisten Verbindungsstudenten, in den allermeisten Verbindungen, die nicht rechtslastig sind, ist das Band aber einfach ein Zeichen von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Ist der Herthaschal auch schon eine Uniform? Sollen wir das tragen von irgendwelchen Buttons mit Sternen, von Iros, Che Guevara Shirts, oder Pali-Tüchern als “Uniformen” der (radikalen) Linken auch gleich verbieten? Oder muss eine demokratische Studierendenschaft nicht vielmehr in Kauf nehmen, dass es rechts der SPD auchnoch ein breites Spektrum bis vor dem verdammenswerten Neonazi gibt, das vom Grundgesetz gedeckt ist, genau wie das links von der Linkspartei der Fall sein mag? Und sind, weil einige wenige Verbindungen die Band und Mütze tragen wirklich widerlich rechts sind, alle Studentenverbindungen in Sippenhaft zu nehmen?
    Ich habe persönlich keinerlei Interesse daran, die Farben meines Corps in der Uni zu tragen. Ich finde nur ich sollte es dürfen, vor allem auch weil mein Corps, wie enben die große Mehrzahl der farbentragenden Korporationen, kein bisschen rechts ist. (Wir haben sowohl jüdische Mitglieder, offen homosexuelle als auch solche die aus vielen verschiedenen Ländern stammen und sind stolz darauf)
    Aber auch darüber kann man, denke ich, demokratisch diskutieren und wenn drei Farben auf dem Campus für die Mehrheit der Studierenden (und damit meine ich die echte Mehrheit und nicht den AStA, der m.E. zu diesem Thema stark vorurteilsbehaftet ist) unerträglich sind, dann muss man das meines Erachtens als Verbindungstudent akzeptieren. Aber ich bitte um eine sachliche Diskussion. Redet nicht von Uniformen wenn Ihr Couleur meint. Das ist ungefähr so objektiv wie die Bild, die von Chaoten schreibt sobald es um Linke demnonstranten geht.

  12. O.H. sagt:

    Bei aller Höflichkeit, auch dieser Artikel von Frau Völlinger zeugt von einem undifferenziertem, diffusem Bild der Geschehnisse, wie bereits die erschienenden, ihrerseits identischen Artikel des Tagesspiegels und der Zeit.

    Die Fakten wie die eigentlichen, genauen Umstände, die zu diesem nun seit Tagen anhaltenden “Eklat” führten, sind nur ungenügend recherchiert und basieren auf reinen Vermutungen.

    Man kann dem obigen “Absolventen” nur mit einem Kopfschütteln begegnen, der einen hochangesehenden und engagierten Professoren des juristischen Fachbereichs, -der als “farbenblind” bezeichnet wird- mit reinen Vermutungen, fernab sämtlicher Tatsachen, öffentlich diskretiert und dank sozialer Netzwerke und der vierten Staatsgewalt in Form solcher Artikel zu einer Hetzjagd aufruft.

    Die (berechtigte!) Diskussion, Uniformen von rechts angehauchten “Burschenschaften” an einer Universität wie der FU Berlin zu verbieten, auf dem Rücken des Dekans (unberechtigt!) auszutragen, löst in mir (als Bürger Deutschlands mit Migrationshintergrund) nur Unverständnis aus.

  13. cj sagt:

    Man sollte auch Fussballtrikots auf dem Campus verbieten – zumindest nach dieser Argumentation.
    Warum?
    a) Sie sind Uniform.
    b) Wer ein Fußballtrikot trägt vertritt eine bestimmte Ideologie. (Er mag Fußball, ist vielleich sogar Fan eines bestimmten Vereins, oder gar kriminell, da er Feuerwerke im Stadion zündet).
    c) Das hat an einer Uni alles nichts zu suchen.

    Genauso verbiete man bitte: Jegliche Erkennungszeichen (T-Shirts, Aufkleber, Plakate) von Tierschutzvereinen, Caritativen Organisationen, Glaubensgemeinschaften, Berufsgruppen und anderem.

    Kurzum: Man sollte Menschen nicht anhand ihres äußeren vorschnell verurteilen.
    Aber hier wird nichts anderes propagiert.

  14. A. Meise sagt:

    Donnerknispel! Endlich mal! Diese kenntnisreiche, auf jegliche Platitüden verzichtende Generalabrechnung wird das großdeutsche Verbindungswesen bis ins Mark erschüttern!

    Buxen aufgepasst: Dahlem wird euer Stalingrad!

    Quae mutatio rerum…

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