Der empörte Student

Jeder war einmal im ersten Semester. Manche vergessen das leider schnell. Neuling Fabian Heider probt den Aufstand gegen die Überheblichkeit seiner älteren Kommilitonen.

Illustration: Carmen Voigt

Liebe Nicht-Erstis!

Ihr habt die Weisheit mit Schneeschippen gefressen, oder? Die Überheblichkeit, die Ihr mir und meinen Kommilitonen gegenüber an den Tag legt, ist einfach unfassbar!

Selbstverständlich haben wir als Neulinge an einer Universität unsere Startprobleme. Wir wissen nicht, wo sich manche Gebäude befinden und wie man mit „Blackboard“ und „Campus Management“ umgeht. Aber Hilfe von Euch? Von wegen! Wenn Ihr nicht gänzlich durch uns hindurchschaut, dann lacht Ihr Euch über unsere Orientierungslosigkeit kaputt. Oder Ihr belächelt herablassend, wie motiviert und engagiert wir zu allen Vorlesungen gehen.

Natürlich gehen wir unser Studium hoch- motiviert an! Wir haben die Schule hinter uns und wollen jetzt den ach so wichtigen Grund- stein für unsere Existenz legen – angespornt von Sprüchen wie „Schauen Sie sich um, die Kommilitonen rechts und links von Ihnen werden Sie am Ende Ihres Studiums nicht mehr sehen!“ Ist es wirklich so seltsam, dass wir engagiert sind?

Es ist ja nicht so, als ob uns die Panikmache mancher Professoren nicht schon genug einschüchtern und manch einen in manische Arbeitswut und den nackten Kampf ums akademische Überleben katapultieren würde. Dann kommt auch noch Ihr und setzt uns mit Eurer Überheblichkeit zu!

Nehmen wir zum Beispiel eine gemein- same Gruppenarbeit von Erstis und Nicht-Erstis. Nicht nur, dass ihr Möchtegern- Großmeister die Neuen und ihren Einsatz belächelt oder gleich ganz ignoriert. Nein! Da werden kommentarlos Beiträge gelöscht, an denen man Stunden gesessen hat und böse Rundmails verschickt mit dem Tenor: „Was du machst, ist Scheiße. Es wird so gemacht, wie ich es sage. Du hast ja als Ersti keine Ahnung!“

Anstatt uns freundlich die Hand zu reichen und „Hey, entspann dich mal“ zu sagen, setzt Ihr uns nur noch weiter unter Druck. Ihr fühlt Euch als Elite des Landes – weil Ihr ja studiert und Euch in Kürze mit Abschlüssen wie Diplom, Bachelor oder Master schmücken könnt. Wir haben unser Studium vor uns, ihr habt bald einen Titel – aber die Empathie eines Teelöffels! Passiert das automatisch, wenn man mehrere Semester studiert hat?

Wart Ihr nicht selbst einmal in unserer Situation? Habt Ihr nicht unter der Überheblichkeit der Älteren gelitten? Warum führt Ihr diese Sitte fort? Ich habe gehört, Studenten zeichneten sich durch ihre Intelligenz aus, durch ihre Fähigkeit zu reflektieren und freie Entscheidungen zu treffen. Offensichtlich stimmt das nicht!

Wir sind hier, um zu lernen. Genau wie Ihr! Wir machen unsere Erfahrungen. Wir sind auch Studenten – nur eben Anfänger. Ich bin Erstsemester, nicht minderbemittelt!

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. Fabi sagt:

    fabian heider hat doch bereits 50 studiengänge angefangen, darum weiß ich nicht, wieso sich herr heider hier so beschwert. fabian, sei nicht sauer!

  1. 10. Januar 2019

    […] Der empörte Student […]

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