Der Kater klopft auf Holz

Die „Kater Holzig-Betreiber errichten den „Holzmarkt“, ein Kultur- und Wohnprojekt. Auch Studenten sollen dort eine Bleibe finden – zu einem hohen Preis. Von Sinaida Hackmack und Christopher Ramm

Der Plan der Betreiber für das Holzmarktgelände. Visualisierung: fska.de

Am Anfang stand die legendäre „Bar 25“. Magisch zog sie Neugierige aus der ganzen Welt ans Berliner Spreeufer. Im September 2010 musste sie wegen Sanierungsauflagen schließen. Im vergangenen Frühjahr kündigte der damalige Eigentümer, die Berliner Stadtreinigungsbetriebe, die Versteigerung des Geländes an – binnen kürzester Zeit geriet ein Bieterverfahren ins Rollen. Nach monatelangen Gesprächsrunden erhielt schließlich die Holzmarktgenossenschaft (Holzmarkt eG) rund um die Betreiber des Clubs „Kater Holzig“ den Zuschlag für das prominenteste unbebaute Grundstück Berlins.

Auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal soll nun ein urbanes Dorf entstehen: Wohnräume, eine Kindertagesstätte, eine Bäckerei, ein Musikstudio und ein Club sollen auf dem Gelände Platz finden. Außerdem sind ein Hotel, ein Restaurant und ein selbstverwalteter Bürgerpark, der „Mörchenpark“, geplant.

Interessant wird es auch für Studenten: Auf dem Gelände sollen Wohnungen mit WG-Zimmern ab 340 Euro Miete im Monat entstehen, wie der Pressesprecher der Holzmarkt eG, Simon Wöhr, mitteilt. Das Studentendorf Schlachtensee kooperiert mit dem Projekt. „Es sind Wohnhäuser für rund 400 Studenten geplant, die in einem kreativen und inspirierenden Umfeld leben möchten“, sagt Andreas Barz, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Schlachtensee, die den Betrieb führen wird. Umgeben werden die Studentenwohnungen von Gewerbeflächen und Jungunternehmern.

Die Holzmarkt eG will basisdemokratisch über die weitere Entwicklung des Holzmarktes entscheiden und keine großen Hierarchien aufbauen. Das solle eine kreative Atmosphäre schaffen, in der jeder seinen kleinen Teil von Berlin wiederfindet, sagt Wöhr. Doch sieht man sich die Mediaspree-Nachbarn des Holzmarkt-Geländes an, stellt sich die Frage, was die Initiatoren mit diesem Konzept bezwecken wollen. Möglich wäre, dass die Studenten in ihrer direkten Umgebung ihr künftiges Arbeitsfeld finden könnten – hinunter auf die Straße, hinauf auf der Karriereleiter. In dem neuen Studentenwohnheim „treffen Studenten auf Gründer und Unternehmer“, heißt es auf der Homepage des Projekts. „Das kreative Neben-, Mit und Durcheinander schafft Verknüpfungen und Synergien zwischen Forschung, Produktion, Wohnen, Leben, sowie kulturellen und sozialen Aktivitäten.“

Für ein Studentenwohnheim sind WG-Zimmer, deren Mietpreise bei 340 Euro beginnen, vergleichsweise teuer. Der Preis wird letztlich auch mitbestimmen, ob sich hier Durchschnittsstudenten ansiedeln oder nur gut betuchte Jugendliche ein Stück Lifestyle erkaufen werden. „Das ist schon ziemlich viel“, gibt FU-Studentin Daniela zu bedenken. Sie wohnt derzeit im Studentendorf Schlachtensee und bezahlt dort wesentlich weniger für ihr WG-Zimmer. Dennoch: „Immerhin neue Wohnungen in der Innenstadt“, sagt sie. Die Mieten seien ja sowieso überall gestiegen.

„Wer soll sich das denn leisten können?“, fragt sich auch Nico, der an der FU Volkswirtschaftslehre studiert. Er bezweifle, dass sich das Angebot an durchschnittliche Studenten richte. Wohl eher an solche, die beruflich „in Richtung Social Media“ gehen wollten und das nötige Kleingeld hätten. „Da können die Kontakte durchaus mal 340 Euro im Monat wert sein“, sagt Nico.

Fest steht: Das Projekt ist einzigartig, etwas Vergleichbares gibt es in Berlin nicht. Der Holzmarkt soll im Frühsommer 2013 seine Türen öffnen. In den nächsten Monaten wird sich dort, wo früher einer der angesagtesten Technoschuppen Berlins stand, ein Zukunftstraum verwirklichen. Feste Genossenschaftsstrukturen werden auf junges Berliner Partyvolk prallen, Unternehmergeist auf kreativen Freiraum. Die Kater-Betreiber sollten auf Holz klopfen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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