Durch den Tunnel zu Silber

Eine Olympiasiegerin an der FU. Mit FURIOS sprach das Silbermädchen über sportliche Erfolge und die Reaktionen an der Uni. Von Bente Staack und Eric Rosenthal

Die olympische Silbermedaillen-Gewinnerin studiert Publizistik an der FU Foto: Eric Rosenthal

Die 24-jährige Publizistik-Studentin Julia Richter ging für Deutschland im Rudern bei den Olympischen Spielen an den Start – und gewann die Silbermedaille. Im Interview mit FURIOS erzählt sie von dem Medaillen-Rausch.

FURIOS: Silbermedaille bei den Olympischen Spielen – wie fühlt es sich an, oben angekommen zu sein?

Richter: Nun gut, wir sind Zweiter geworden; ganz oben sind wir also noch nicht angekommen. Aber es war schon wunderbar zu wissen, dass die ganze Arbeit, die man da reingesteckt hat, letztendlich auch belohnt wird. Es fühlte
sich richtig gut an. Tut’s auch immer noch. (lacht)

FURIOS: Wie fielen die Reaktionen an der Universität aus?

Richter: Generell verliefen die sich wahnsinnig schnell im Sande. Der FU-Campus ist riesig, da geht man ein bisschen aneinander vorbei. Ich bekam Post vom Präsidenten, darüber habe ich mich gefreut. Was die Dozenten betrifft, so läuft das alles schon relativ anonym ab. Ich gehe da schließlich nicht hin und sage: „Übrigens, ich bin Sportlerin”, sondern ich gliedere mich ein, wie jede andere Studentin auch.

FURIOS: Inwiefern unterscheidet sich denn dein Alltag von dem eines »normalen« Studierenden?

Richter: Meine erste Lehrveranstaltung fand gestern zum Beispiel um 14 Uhr statt. Davor hatte ich Training. Natürlich frage ich mich da jedes Mal: Wie kann das eigentlich sein? Du bist Studentin und musst erst um 14 Uhr in der Uni auf der Matte stehen, aber dein Tag beginnt um 6.30 Uhr. Es ist definitiv kein gewöhnlicher Studentenalltag, aber es macht mir Spaß. Allerdings habe ich mir auch ganz klar vorgenommen, dass meine Priorität in nächster Zeit auf der Uni liegt.

FURIOS: Unser Titelthema lautet „Im Rausch”. Findet dieser denn auch im Rudern seinen Platz?

Richter: Sport ist ab einem bestimmten Punkt eine Sucht. Man merkt, dass es dem Körper gut tut; dass es das eigene Leistungsvermögen steigert. Dazu kommt der ständige Wettbewerb, bei dem man seine eigene Leistung natürlich verbessern möchte. Mein Trainer sagt immer: „Du musst dich in einen Tunnel rudern.” Dieser Tunnel bedeutet, dass man links und rechts von sich eigentlich nichts mehr mitkriegt, sondern einfach nur noch das macht, was man jahrelang eingeübt hat. Da passiert es schon einmal, dass jemandem nach dem Rennen schwarz vor Augen wird. Gerade bei einem Olympia-Finale ist die Anspannung immens hoch. Außerdem war es an der Strecke so unfassbar laut, dass man ab einem gewissen Punkt gar nichts mehr wahrgenommen und nur noch auf die Zielhupe gewartet hat. Die habe ich allerdings gar nicht gehört. Erst als die anderen aufgehört haben zu rudern dachte ich mir: „Jetzt sind wir durch!” Der Endspurt vor dieser 30.000-Zuschauer-Kulisse war der absolute Wahnsinn.

FURIOS: In der Uni geht es für dich nun langsam auch in den Endspurt. Was steht nach dem Studium an?

Richter: Ich würde gern Sport und Beruf kombinieren. Aufgrund meines Publizistikstudiums interessiert mich vor allem der Sportjournalismus. Es war in London sehr spannend für mich, beide Seiten kennenzulernen – zum einen bei Pres- sekonferenzen die Interviewte zu sein und gleichzeitig auch zu sehen, wie die Presse arbeitet. Den Sport hänge ich aber noch lange nicht an den Nagel. Im Rudern ist 24 noch kein Alter und es gibt schließlich immer noch eine Medaille, die mir fehlt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.