Tango tanzen mit dem Präsidium

Die iTunes U-Debatte hat es wieder gezeigt: Die Entscheidungsfindung an der FU ist ineffizient und konfliktreich. Schuld ist das selbstgerechte Verhalten des Präsidiums, findet Mara Bierbach.

Zwei Schritte vor, Gewicht verlagern, ein Schritt zur Seite, einer zurück – die Grundschrittfolge vom Tango beschreibt wunderbar das politische Verhalten des Präsidiums. Anstatt bei potentiell kontroversen Entscheidungen von Anfang an alle Betroffenen einzubeziehen, preschen Präsident Peter-André Alt, Kanzler Peter Lange und Co. regelmäßig mit scheinbar in Stein gegossenen Beschlüssen vor. Erst wenn Kritiker auf die sprichwörtlichen Barrikaden gehen und sich die Negativschlagzeilen häufen, macht die Universitätsleitung Zugeständnisse – und leugnet, dass das eigene Vorgehen undemokratisch und konfliktschürend ist.

Das hat der Brief von Kanzler Peter Lange zur geplanten iTunes U-Einführung wieder einmal gezeigt: Lange forderte darin die Dozierenden auf, ausschließlich die Apple-Plattform zu nutzen und vom Gebrauch anderer Plattformen abzusehen.

Dies stößt auf massive Kritik von Studierendenvertretern, zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren – zu Recht: Eine Nutzung von iTunes U ohne Alternativangebote zwingt Studenten und Dozierende in ein Abhängigkeitsverhältnis mit dem Apple-Konzern und ist eine klare Entscheidung gegen eine offene, nicht profitorientierte Netzpolitik.

War sich das Präsidium dieser Mankos nicht bewusst, oder hat es sie bewusst ignoriert? In beiden Fällen: ein Armutszeugnis. Anstatt Fehler einzugestehen ist die erste Reaktion der Universitätsleitung: Leugnen, Ausweichen, Verschleiern, Verzögern.

So weigerte sich der Kanzler auf der letzten Sitzung des Akademischen Senats, Fragen zu iTunes U mündlich zu beantworten. Er würde lediglich schriftlich auf Anfragen reagieren.

Auch eine Pressemitteilung zum Thema folgt dem Schema: Darin lässt die Universitätsleitung verlauten, eine Exklusivkooperation mit Apple sei nicht geplant – iTunes U solle lediglich als Ergänzung der gängigen E-Learning-Systeme dienen. Tatsächlich aber haben iTunes U und die bisher genutzten Plattformen wie Blackboard sehr unterschiedliche Funktionen: wer einen Vorlesungsmitschnitt sucht, wird diese wohl bei iTunes U finden, nicht aber bei Blackboard. Und für Externe ohne FU-Emailadresse geht an iTunes U kein Weg vorbei. Sprich: Die Universitätsleitung plant in der Tat eine Monopolstellung von iTunes U.

Was hier passiert, gleicht der Präsidiumspolitik bei der Umsetzung der Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO). Dort waren die massiven Proteste von Studierenden vor allem eine Reaktion darauf, dass das Präsidium den ersten Entwurf im Alleingang erstellte und die studentischen Vertreter übergangen wurden. Jedes Zugeständnis musste von ihnen hart erkämpft werden.

Die Hoffnung, das Präsidium könnte aus den RSPO-Konflikten gelernt haben, wurde schnell enttäuscht. Im Bezug auf die digitale Öffnung der FU verhält sich die Universitätsleitung erneut voreilig, selbstgerecht und unkooperativ.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Imemr wieder... sagt:

    …glänzt das Präsidium mit einem unverständnis des Wortes ‘Demokratie’.

    Darum, einmal mehr: https://www.openpetition.de/petition/online/ruecktritt-von-peter-andr-alt

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