Wir brauchen Geld ohne Bedingungen

Studierende sollen schneller durch den Bachelor – sonst gibt’s weniger Geld vom Land Berlin. Durch finanziellen Druck soll die Uni zur Abschlussproduktionsmaschine werden. Max Krause hält das für den falschen Weg.

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Geld hält unsere Welt in Bewegung. Auch die Uni, der Ort des intellektuellen Austauschs, ist schnöden monetären Bedürfnissen unterworfen. Die FU erhält deshalb Unterstützung vom Land Berlin – im Gegenzug soll sie Musterschüler sein und in Forschung und Lehre brillieren. Die genauen Konditionen stehen in den Hochschulverträgen, deren neueste Fassung ab 2014 gültig ist.

Es ist klar, dass die FU um Einiges mehr Geld brauchen wird als noch in den vergangenen Jahren. Steigende Energiepreise, Gehälter für die Angestellten und die Inflation sorgen dafür. Auch die Landesregierung hat das eingesehen und stellt den Hochschulen zusätzliche Mittel zur Verfügung.

Doch wer Geld will, muss auch Leistung bringen – so jedenfalls das Credo der rot-schwarzen Regierung. Sie hält die Uni dazu an, Studierende in Regelstudienzeit zum Abschluss zu bringen. Wenn zu viele diese überschreiten, kommt es zu Kürzungen im Etat.

Für eine gute Uni braucht es Geld ohne Bedingungen

So reiht sich das Land Berlin in die Riege derer ein, die finanziellen Druck ausüben, um die FU nach ihren Wünschen zu gestalten. Dort stehen schon der Bund, der mittels Exzellenzinitiative bestimmte Strukturen forcieren will, und die Wirtschaft, die ihr Geld in Form von Drittmitteln nur an lukrative Forschungsprojekte vergibt.

Die Unabhängigkeit der Forschung und Lehre bleibt unter solchen Umständen natürlich auf der Strecke. Sie ist der Berliner Regierung offenbar nicht wichtig. Denn wer auf die Regelstudienzeit pocht, fördert die Verschulung des Studiums, bei der ein schneller Weg zum Abschluss im Vordergrund steht. Um ein tiefes Eindringen in die Materie geht es dabei nicht mehr, doch das scheint dem Land Berlin egal zu sein. Was hier passiert, ist ein kalkulierter Kollateralschaden.

Das ist tragisch. Die Freiheit von Forschung und Lehre ist ein hohes Gut. Zumindest das, was davon übrig ist, sollte von der Landespolitik verteidigt statt weiter beschnitten werden. In einer utopischen Welt würde das Land genug Geld zur Verfügung stellen, um die Unis unabhängig von Drittmitteln zu machen. Nun ist das mit dem klammen Berliner Haushalt sicherlich nicht zu stemmen. Doch was spricht dagegen, das Geld, das vorhanden ist, einfach zu vergeben – ohne den Unis noch weitere Bedingungen und Zwänge aufzuerlegen?

Die Konditionen in den Hochschulverträgen sollen sicherstellen, dass die FU erfolgreich bleibt. Daran ist grundsätzlich nicht auszusetzen. Doch der Erfolg einer Uni misst sich nicht daran, wie viele Studierende ihren Abschluss in Regelstudienzeit machen. Und auch nicht daran, wie viele Drittmittel ein Forscher einzuwerben in der Lage ist. Eine Universität ist dann erfolgreich, wenn sie neue Einsichten vermittelt, wissenschaftliches Denken lehrt und einen kritischen Geist formt. Doch das lässt sich nicht messen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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