Ein Tag in: Schöneberg

Prinz Pi zog nach Schöneberg – „wo Berlin noch wahr ist“. Für alle, die sich im „wahren“ Berlin einen schönen Frühlingstag machen wollen, hat Inga Stange einige Tipps zusammengestellt.

Nicht nur wegen der spießigen Westlage scheint Schöneberg gemieden zu werden. „Schön“- das gehört bei vielen Berlinern in dieselbe Schublade wie langweilig oder uninteressant. Dabei kann Schöneberg einiges, sogar hässlich sein.

Einen Tag in Schöneberg beginnt man am besten bei „Double Eye“ in der Akazienstraße. Der Kaffee des ehemaligen Weltmeisters im Espressomachen soll der Beste in ganz Berlin sein. Allerdings sollte man dort nicht kurz vorm Verdursten eintreffen, der Laden ist immer gut gefüllt. Cappuccino – natürlich nicht ganz so gut wie bei „Double Eye“, dafür aber in Kombination mit Kuchen, Falafel oder Sushi – bekommt man überall in den unzähligen kleinen Cafés und Restaurants. Besonders bekannt für sein Frühstück ist das „Café Bilderbuch“, in dem man sich in den dicken Polstersesseln immer ein bisschen wie in Omas Wohnzimmer fühlt.

Läuft man die Akazienstraße runter, die Goltzstraße entlang, kommt man auf den Winterfeldplatz. Hier ist jeden Samstag Markt. Wer bis zum Nachmittag wartet, kann mit Glück kistenweise Obst für ein paar Euro bekommen. Schnäppchen findet man auch am Rathaus Schöneberg. Unter Kennern, gilt der Flohmarkt vor historischer Kulisse – hier outete sich John F. Kennedy einst als Berliner – als einer der wenigen authentischen und (noch) nicht kommerziellen. Direkt nebenan ist der Wilmersdorfer Volkspark, genau der richtige Ort für alle die beim Joggen oder Sonnen unerkannt bleiben wollen. Hier trifft man auf die obligatorischen Hundebesitzer, japanische Touristen oder auch Hochzeitsgesellschaften, nicht aber auf Kommilitonen oder Partybekanntschaften. Neben dem Rathaus, hat Schöneberg noch eine „Sehenswürdigkeit“: das durch Günther Jauch bekannte Gasometer.

Und Salsa zum Ausklang

Wem der Tag bis jetzt zu unaufgeregt, glattpoliert und harmonisch war, der sollte einen Abstecher in den Norden des Bezirks machen. In der Pallasstraße steht das wohl weit und breit berühmt-berüchtigtste Haus. Weil der Abriss eines alten Hochbunkers zu teuer war, wurden hier einfach Sozialwohnungen herumgebaut. Angeblich wohnt hier alles, was in der kriminellen Szene Rang und Namen hat. Schöneberg kann eben auch verrucht. Wer sich an der Architektonik sattgesehen hat, sollte rüber zur Potsdamer Straße laufen und bei einem der türkischen Obsthändler frisches Obst kaufen.

Man mag es kaum glauben, aber in Schöneberg müssen Feierfreudige selbst bei Anbruch der Dunkelheit nicht die Flucht ergreifen. Die besten Bars findet man um den, für seine schillernde Schwulenszene bekannten, Nollendorfplatz herum. Wer sich mit genügend Sekt und Cocktails gute Laune angetrunken hat, kann sogar tanzen gehen. Über die Grenzen des Viertels hinaus bekannt ist das „Havanna“, nicht nur für die karibischen Klänge, sondern auch für die manchmal etwas aufdringlichen Tänzer. Für alle, die sich davon nicht aufhalten lassen und schon immer mal Salsa lernen wollten ist das „Havanna“ genau das Richtige. Für alle anderen: Zeit nach Friedrichshain zu fahren.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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