Bibliotheken im Test: Die Entspannte

Abgesehen von Fachliteratur und Schaulaufen bietet die Zweigbibliothek Germanistik alles, was auch das Grimm-Zentrum zu bieten hat. Hier kann ganz in Ruhe gearbeitet werden. Von Friederike Oertel

Blick auf die Bibliothek von der Georgenstraße Ecke Hegelplatz. Foto: Josephine Taraschkewitz

Blick auf die Bibliothek von der Georgenstraße Ecke Hegelplatz. Foto: Josephine Taraschkewitz

Einen Platz im Grimm-Zentrum ergattern in der Regel HU-Studenten und Frühaufsteher. Erstere haben freie Platzwahl. Letztere markieren ihren Platz bereits im Morgengrauen gemäß dem Handtuch-Liegestuhl-Prinzip mit einem Stapel Fachliteratur auf dem Tisch. Die Arbeitsplatz-Alternativen an der Friedrichstraße überzeugen ebenfalls nicht: Die nah gelegene Staatsbibliothek ist kostenpflichtig, mitten im Arbeitsprozess der „HU-Homezone” verwiesen zu werden ärgerlich und der Weg nach Dahlem zu weit.

Doch noch muss der arbeitswillige Student nicht kapitulieren. Wenige Gehminuten vom Grimm-Zentrum entfernt befindet sich in der Dorotheenstraße die HU-Zweigbibliothek Germanistik. Viel unauffälliger als ihre selbstgefällige Schwester reiht sie sich ein in eine lange Häuserfront. Der Eingang liegt – etwas versteckt und von Bäumen umgeben – auf dem Hegelplatz. Im Gegensatz zum Keller des Grimm-Zentrums trauen sich hier auch klaustrophobisch veranlagte Menschen zu den Schließfächern. Denn davon gibt es gefühlt fünfmal so viele wie Arbeitsplätze in der Bibliothek.

Produktive Jogginghosen-Arbeitsatmosphäre

Dagegen ist der Lesesaal eher klein und lässt Erinnerungen an beengende Klassenzimmer hochkommen. Reihe für Reihe füllen aufgestellte Tische den Raum. Anders als zu Schulzeiten ist die Einrichtung neu und die technische Ausstattung modern. Internet, PCs, Kopierer, MensaCard-Automat – alles vorhanden. Für ein gutes Lernklima sorgt ergänzend das zugegeben anfangs gewöhnungsbedürftige Orange an den Wänden. Doch die Farbe scheint sich tiefenpsychologisch auf die Produktivität auszuwirken, denn hier wird tatsächlich gearbeitet. Nicht übereifrig zwar, doch immerhin gibt es hier – im Gegensatz zum Grimm-Zentrum – keine Freizeitmodels auf den Gängen, keine subtilen Flirtversuche, keine Parkuhren für befristete Pausenzeiten, keine Reservierung für HU-Studenten und keine Bibliotheks-Polizei. Hier herrscht produktive Jogginghosen-Arbeitsatmosphäre.

Selbst wenn die belebende Wirkung des Oranges nachlässt, der Magen knurrt, Nahrung oder Kaffee her muss, gibt es Rettung in unmittelbarer Nähe: Direkt hinter der Bibliothek befindet sich die HU-Mensa. Warmes Essen für wenig Geld also. Wer bereit ist mehr zu investieren, kann sich in den zahlreichen Cafés und Läden an der Friedrichstraße nach kulinarischer Abwechslung umsehen.

Fachliteratur für Germanisten

Wer beim Lernen allerdings auf Fachliteratur angewiesen ist, wird in dieser Bibliothek nicht unbedingt fündig. Wie der Name verrät, sind hier insbesondere Studenten der Germanistik, Linguistik und Komparatistik gut aufgehoben: Neben Literatur zur allgemeinen, historischen und vergleichenden Sprach- und Literaturwissenschaft werden Medien zur deutschen Sprache, deren Mundarten und Didaktik gesammelt. Darüber hinaus besteht Zugriff auf eine große Sammlung elektronischer Zeitschriften, Bücher und Datenbanken.

Ein weiterer Wermutstropfen sind die verkürzten Öffnungszeiten während der vorlesungsfreien Zeit – denn bereits um 18 Uhr heißt es zusammenpacken. Wer dann noch nicht genug vom Arbeiten hat nimmt die Bücher mit nach Hause oder wechselt nebenan ins Grimm-Zentrum, um die inzwischen leeren Plätze der Frühaufsteher einzunehmen.

Zweigbibliothek Germanistik

Adresse: Dorotheenstr. 24

Fachrichtung: Germanistik

Top: zentral gelegen, viele Schließfächer, keine Platzreservierung für HU-Studenten, Mensa und zahlreiche Cafés gleich nebenan, Internet und Kopierer funktionieren über eduroam bzw. MensaCard, Bücher können über Nacht und über das Wochenende ausgeliehen werden.

Flop: frühe Schließzeiten, der Bestand ist recht spezialisiert.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Ute Mousa sagt:

    Bücher können für eine Woche ausgeliehen werden! Und es gibt einen der größten Bestände an Literatur zur Skandinavistik, auch in dieser Bibliothek

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