Der empörte Student

Wer glaubt, in den Räumen der ZEDAT einen effizienten Arbeitsplatz gefunden zu haben, hat sich getäuscht. Man stößt hier lediglich auf Kommilitonen, die nicht wissen, wie man anständig arbeitet. Von Anonym

Illustration: Luise Schricker

Liebe Kommilitonen in der Zedat,

Ihr bringt mich zur Weißglut. Ihr sitzt vor den unzähligen Bildschirmen der Zedat und tut geschäftig. Als hätte ich Euch nicht längst durchschaut. Ich habe eineinhalb Stunden Zeit bis zum nächsten Seminar. Genug, um einen, nur einen einzigen Text auszudrucken. Sollte man meinen. Aber Ihr belehrt mich eines besseren.

Wenn ich die Schlange vor dem Tornadoraum sehe, kommt es mir schon hoch. Was soll‘s, ich reihe mich ein. Hinter den Typen mit Dutt über dem Undercut. Ich weiß nicht, ob nur er nach Fuß riecht oder der gesamte Raum. Wahrscheinlich beide. Wie Raubtiere beobachten wir Wartenden jede Eurer Bewegungen. Nun gebt doch endlich den Platz frei!

Aber Ihr macht uns nur falsche Hoffnungen: Da greift eine nach dem Mantel – nur um sich noch ein Kaugummi in die Fresse zu schieben. Der Erste in der Reihe zuckt schon wild, als einer ganz hinten im Raum das Gesäß anhebt. Der will aber auch nur mal seine Pobacken lüften. Kein Wunder, nach drei Stunden Facebooksurfen wird auch der strammste Hintern zu Wackelpudding.

Endlich bin ich dran. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern. Danke, lieber Vorgänger, dass du den Computer ausgeschaltet hast! Und angenehm feucht-warm ist der Sitz auch schon. Während mein Rechner hochfährt und dabei noch 95 Updates installiert, schaue ich nach rechts. Der Typ neben mir jagt zwei kopulierende Fliegen mit Insektenspray. Ich huste den Giftfilm von meiner Lunge ab und wende mich nach links. Ja, Nachbar, Du hast deinen Bildschirm angewinkelt. Deinen Mangaporno kann ich trotzdem sehen. Ich wusste bisher gar nicht, wo Tintenfischtentakeln überall reinpassen. Ich wollte es auch nicht wissen.

Was sind das hier eigentlich für PCs? Wäh! Den zähflüssigen Belag auf Tastatur und Maus ignoriere ich. Wird schon nichts Ansteckendes sein. Und ich muss ja nur noch auf „Drucken” klicken. Mit einem siegessicheren Grinsen gehe ich zum Drucker – Papierstau. Ich raste aus. Die Zedat-Mitarbeiter hingegen sind seelenruhig. Die nippen nur an ihrem Kaffee: „Da musst du dich ein bisschen gedulden.”

Kein Ding, ich krieg hier ja nur gleich Schreikämpfe. Nach gefühlten fünf Kaffeetassen kommt er doch, der Zedat-Mitarbeiter. Er öffnet die ratternde Klappe des Druckers und stochert im Getriebe. Als er mit einem blasierten Grinsen davonzieht, spuckt Passat 06 einen Schwall Papier aus. Die angestauten Druckaufträge der vergangenen Stunde entweichen dem Druckerschlitz.

Liebe Kommilitonen in der Zedat, natürlich stürmt Ihr gleich darauf los. Natürlich nehmt Ihr nicht einfach Euer Dokument raus und verschwindet wieder. Nein – Ihr müsst alle Blätter an Euch reißen und jedes davon einzeln intensiv begutachten, um festzustellen, ob es denn Eures ist. Eine von Euch grenzdebilen Gurken schafft es schließlich, mein Dokument mit seinem zu verwechseln und mitzunehmen.

Ihr könnt mich mal. Ab jetzt zahle ich es Euch heim. Ab jetzt ergaunere ich mir jeden Tag einen Platz, öffne You-Tube und lasse mich mit Tiervideos berieseln. Wie schön. Ab und an schaue ich in die Augen derer, die mit trostlosen Mienen in der Schlange stehen. Viel Glück, Ihr armen Seelen! Auf diesen Platz könnt Ihr lange warten.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. Jan Marquardt sagt:

    Wann, liebe FURIOS-Redaktion, WANN wird die Rubrik des empörten Studenten ENDLICH eingestampft.
    Vor zwei Jahren musste ich mir an dieser Stelle schon den an den Haaren herbei gezogenen Unfug über Geigenbögen in der Fresse morgens in der U3 anhören. Nun produziert hier eine ganz offensichtlich frustrierte Studentin der Geisteswissenschaften diesen Kommentar, in dem aus jedem Satz die eigene Frustration über das geisteswissenschaftliche Studienfach und die damit verbundenen Existenzängste nur so raus triefen.

    Bitte, BITTE liebe Hannis & Nannis verschont uns mit eurem selbstmitleidigen Geheule, wenn ihr nun im dritten Semester merkt, dass der Kombi-Bachelor Griechische Philologie & Judaistik etc. doch nicht so cool ist wie ihr dachtet und ihr damit später eben nicht “alles” machen könnt.
    Gründet lieber eine Selbsthilfegruppe mit anderen frustrierten Geisteswissenschaftlerinnen und trefft euch einmal in der Woche in der Silberlaube (z.B. vor dem PC-Pool der ZEDAT) und diskutiert, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre euren geisteswissenschaftlichen Quatschstudiengang gegen etwas vernünftiges zu tauschen. Eine Lehre zur Metzgerin beispielsweise. Da muss man auch nix drucken.

  2. klaus sagt:

    Was für ein peinlicher Kommentar. Gehört selbst zu den Hängern aus der Silberlaube mit ihren brotlosen Asifächern und reißt hier das Maul auf. Druck deine Turkologie-im-13.-Jahrhundert-in-den-Romanen-von-Albert-Camus-Skripte doch zuhause aus.

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