Drei, zwei, eins, deins!

Die Versteigerung der Universitätsmöbel vergangene Woche verwandelte Dahlem für einige Stunden in ein Outletcenter. Frauke Oedekoven und Hanna Sellheim haben sich ins Shoppingvergnügen gestürzt.

Wie viel ist die wohl wert? Bei der Versteigerung gab es nicht nur die typischen Unimöbel, sondern auch kleine Schmuckstücke wie dieses Teeservice. Foto: Dorothea Drobbe

Es ist 9 Uhr morgens im frühlingshaften Dahlem. Vor einer malerischen Villa in der Schwendenerstraße stehen die Menschen Schlange. Wer bei diesem Anblick vermutet, das hier ansässige Iranistik-Institut habe plötzlich großen Andrang erfahren, hat weit gefehlt. Wie viele andere kleine Institute zieht es in die Holzlaube um und tauscht damit die familiäre Atmosphäre des Altbaus gegen den kühlen Neubau ein. Übrig bleiben ausrangierte Schreibtische, Regale, Bürostühle, auf die es die Wartenden vor der Villa abgesehen haben.

Als sich die Türen des Hauses endlich öffnen, strömen sie hinein und nehmen die Jagd nach Schnäppchen auf. Die kleinen Zimmer mit den knarrenden Holzdielen sind augenblicklich gefüllt mit Menschen. Bei der Jagd nach dem perfekten Möbelstück bahnen sie sich zielstrebig ihren Weg durch das Labyrinth der willkürlich abgestellten Möbel. Kisten werden umgedreht, Drehstühle hin und her gerollt, Sofas auf ihre Bequemlichkeit getestet. Es muss schnell gehen, denn diese Villa wird nach einer Stunde geschlossen. Dann geht die Versteigerung nebenan im ehemaligen Judaistik-Institut weiter. Gemütliche Trödelmarkt-Stimmung kommt so nicht auf. Sobald jedoch etwas gefunden wird, das der Vorstellung entspricht, zeigen sich strahlende Gesichter.

Schreibtisch-Schnäppchen und Regal-Rabatte

Auch Anwohnerin Cecile Jost ist zufrieden mit ihrem Kauf: „Es hat sich gelohnt hierher zu kommen. Schreibtische wie dieser sind sonst um einiges teurer.“ Vor ihr steht ein riesiger, hellbrauner Tisch, den sie gerade für 5 Euro ergattert hat. Wie viele hier hat sie es auf Möbel für ihr neues Büro abgesehen. Den Weg ins Wohnzimmer schaffen hingegen nur wenige der größtenteils gut erhaltenen Universitätsmöbel.

Doch nicht nur Jost hat ordentlich gespart: Zu Konkurrenzkämpfen kommt es durch das große Angebot nur selten. Oft findet sich nur ein Bieter, der den Gegenstand seiner Wahl sofort für den Mindestpreis von 5 Euro mitnehmen kann. Dieser gilt immer, egal ob es sich um ein altes Filmplakat oder eine Sofa-Garnitur handelt.

Trotz guten Preisen bleibt der Ansturm aus

Angelockt wurden die meisten Besucher durch einen Bericht im Fernsehen. An der Uni fehlte es dagegen an Werbung. Dies könnte auch die geringe Zahl an Studenten unter den Interessenten erklären. Dabei finden sich in dem Sammelsurium an Mobiliar durchaus einige Schmuckstücke. Auf bekannten Sonntagsflohmärkten im Prenzlauer Berg wird für vergleichbare Gegenstände um einiges mehr verlangt. Auch die Tatsache, dass alle Gegenstände direkt nach dem Kauf mitgenommen werden müssen, könnte viele Studenten vom Kommen abgehalten haben. Ein deckenhohes Bibliotheksregal in die überfüllte U3 zu quetschen, wollte sich offenbar niemand zumuten.

Durch die Versteigerung der letzten Möbel ist der Umzug der kleinen Fakultäten nun komplett und viele der Käufer können sich freuen, ein Stück FU in ihrem Besitz zu haben. Die als Auktion angekündigte Veranstaltung hatte jedoch auf mehr hoffen lassen. So erinnerte die zweitätige Veranstaltung eher an einen chaotischen Winterschlussverkauf. Ob alle Möbel verkauft wurden und was mit den Einnahmen geschieht, wurde noch nicht bekanntgegeben. Auch über das Schicksal der Villen ist noch nicht endgültig entschieden.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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