Eine Rose namens Janez Janša

Drei slowenische Künstler provozierten 2007 die Medien: Sie änderten ihren Namen in den des Ministerpräsidenten. Einer von ihnen forscht nun an der FU und hat einen Film über die Aktion gedreht. Von Anke Schlieker

Die drei Janez Janšas treten öffentlich nur noch gemeinsam auf. Foto: www.mynameisjanezjansa.com

Die drei Janez Janšas treten öffentlich nur noch gemeinsam auf. Foto: Presse

„Was ist ein Name?“, fragt Shakespeares Julia in der berühmten Balkonszene aus „Romeo und Julia“. Sie schließt: „Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde ebenso lieblich duften.“ In welcher Beziehung stehen ein Name und sein Besitzer? Dieser Frage geht der Dokumentarfilm „My Name is Janez Janša” nach, der vor kurzem an der FU vorgeführt wurde.

Der Film dreht sich um eine Aktion dreier slowenischer Künstler, die 2007 ihre Namen in den des damaligen slowenischen Ministerpräsidenten änderten: Janez Janša. Kurz zuvor waren Davide Grassi, Žiga Kariž und Emil Hrvatin dessen Partei, der konservativen Slowenischen Demokratischen Partei (SDS), beigetreten. Damit war der Ministerpräsident gezwungen, sich den gleichen medialen und öffentlichen Raum mit drei weiteren Janšas zu teilen.

Ist Name gleich Identität?

Durch die Aktion entstanden sowohl in Slowenien als auch international Verwirrungen um die vier nun gleich heißenden Personen. Mit „My Name is Janez Janša” greifen die Künstler nun die Resonanz auf die Aktion auf und erweitern sie um grundlegende Überlegungen zu den Themen Name und Namensänderung. Das Drehbuch für den Film schrieben die drei Janšas selbst und auch die Regie wurde von Janez Janša geführt. Dieser forscht derzeit als Fellow am Internationalen Forschungszentrum „Interweaving Performance Cultures” der FU.

Diese Verwirrungen nehmen nicht nur einen Großteil der medialen Diskussion um Janez Janša, sondern auch den Hauptteil des Films ein. Unterschiedlichste Personen erörtern die Bedeutung von Namen und bieten Erklärungen für das Projekt der Janšas. In den Aussagen der Künstler, Juristen und Philosophen, die zu Wort kommen, wird deutlich, welche Spannungen das Verhältnis von Name und Identität prägen.

Für Janez Janša ist der Name vor allem etwas Öffentliches. „Der persönliche Name ist etwas, das eine Person in der Öffentlichkeit vertritt”, erläutert er. Deshalb beeinflusse dessen Änderung auch vor allem Außenstehende und weniger die Person selbst: „Eine Namensänderung kann man mit dem Tod vergleichen: Es betrifft viel mehr die, die weiterleben, als die Gestorbenen.”

Fragen statt Antworten

Aus welchen Gründen die Künstler den Namen Janez Janša annahmen, bleibt unklar. Immer wieder betonen sie, die Namensänderung habe rein persönliche Gründe. Dennoch wird das Projekt häufig als politische Provokation interpretiert. Schließlich gilt Ministerpräsident Janša wegen Korruptionsvorwürfen und einer radikalen Politik als polarisierende und umstrittene Person.

„Für uns gibt es keine Grenze zwischen unserer Arbeit, unserer Kunst und unserem Leben”, erklären die Künstler in einem Brief an den Ministerpräsidenten. Die Gründe für ihre Namensänderung scheinen daher trotz aller Beteuerungen über rein private hinauszugehen, die mediale Aufmerksamkeit ist offenbar einkalkuliert.

Die drei Janšas verschmelzen zu einer Person: Den Medien gegenüber treten sie nur zu dritt auf, sodass sich ihre widersprüchlichen Aussagen nachher nicht mehr einer Person zuordnen lassen. Klare Stellungnahmen sucht man auch in „My Name is Janez Janša” vergeblich. Die Intention scheint viel mehr zu sein, endgültige Verwirrung zu stiften. Dabei machen die Künstler auch nicht Halt vor Shakespeares Julia: „Wir haben uns gefragt, ob eine Rose auch unter dem Namen Janez Janša noch gleich riechen würde”, sagt Janez Janša. Aber ebenfalls auf diese Frage bleiben die Künstler eine Antwort schuldig.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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