„Die spinnen, die Amis!“

Dialoge sind besser als Monologe, finden Studierende des John-F.-Kennedy-Instituts. Bei der Kennedy Debate diskutieren ihre Gäste deshalb über TTIP und Anti-Amerikanismus – und das Publikum ist die Jury. Von Hannah Lichtenthäler

Die Kennedy Debates wurden von Studierenden des John-F.-Kennedy-Instituts ins Leben gerufen. Foto: Hannah Lichtenthäler
Die Kennedy Debates wurden von Studierenden des John-F.-Kennedy-Instituts ins Leben gerufen. Foto: Hannah Lichtenthäler

Sei es der NSA-Skandal, Trump oder TTIP – amerikanische Politik wird heiß diskutiert. Um politische Themen auch außerhalb der Seminare des John-F.-Kennedy-Instituts zu diskutieren, haben fünf Bachelorstudierende der Nordamerikastudien die Kennedy Debates gestartet. Ziel sei es, Studierende sowie Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Journalismus in Diskussionen über das aktuelle politische und akademische Geschehen zu involvieren. „Wir probieren uns aus. Es war eine spontane Idee und wir lernen selbst noch, wie es am besten funktioniert“, erzählt Sebastian, einer der Initiatoren der Kennedy Debates.

Am Mittwoch fand die zweite Debatte zu der Frage “Do Anti-Americanism and Critiques of Capitalism Motivate the Anti-TTIP Protests?” statt. Dabei saßen sich Europa und die USA gegenüber: eine Amerikanerin und ein Amerikaner auf der Pro-Seite, gegen zwei Nicht-Amerikanerinnen. Auf der Pro-Seite der Debatte saßen Brooke Williams von der US-amerikanischen Botschaft Berlins und Irwin Collier von der Abteilung Wirtschaft des JFKIs. Auf der Kontra-Seite diskutierte Ulrike Guérot vom European Democracy Lab zusammen mit Jessica Gienow-Hecht, Geschichtsprofessorin am JFKI.

Die grüne oder rote Karte

Das Publikum ist die Jury und entscheidet die Debatte. Und zwar mit einer grünen Pro- oder roten Kontra-Karte. Schon vor der Diskussion stimmt das Publikum zum ersten Mal ab, um die Erwartung an die Debattierenden anzuheben. So wird sichtbar, ob es einen Farbwechsel gibt und welches Team überzeugender argumentieren konnte.

Zu Beginn dieser Debatte sah alles recht grün aus – die Teilnehmenden gingen also davon aus, TTIP-Proteste seien durch Anti-Amerikanismus und Anti-Kapitalismus motiviert. Das Ergebnis war dann allerdings doch ein rot-grüner Mix: Einige Teilnehmende konnten wohl von der Kontra-Seite überzeugt werden.

Witz trotz ernster Themen

Die Debatte war von guter Laune, Witz, aber auch politischer Überzeugung geprägt. Williams nutzte zudem die Gelegenheit, die politischen Positionen der USA zu vertreten, vor allem nach der Publikumsfrage bezüglich der Greenpeace-Leaks. Klar wird, nichts ist ein einfaches „Ja“ oder „Nein“ – alles ist komplexer. „Die spinnen, die Amis!“, wie Collier die Deutschen scherzhaft zitierte, sei keine Basis, um Anti-Amerikanismus zu definieren. Dieser habe wenig mit Amerika selbst, sondern mit grundsätzlicher Frustration, beispielsweise über liberale Politik, zu tun, erklärte Gienow-Hecht.

Zudem wurden viele Themen über das Handelsabkommen hinaus angesprochen: Der Wahlkampf in den USA, der Kalte Krieg oder der Globale Süden. Durch die Expertise der Gäste war die Debatte auch lehrreich. Genau das sei letztendlich das Ziel der Initiative: „Wir wollten akademische Gastbeiträge zu Dialogen machen, denn dabei lernt man besser als bei Monologen in Vorlesungen“, betont Sebastian. Colliers Vorschlag, lieber Studierende statt der „old folks“ an die Debattiertische einzuladen, sei eine gute Idee, findet er. Das Thema der nächsten Debatte stehe auch schon fest: Der US-Wahlkampf. „Wir hoffen außerdem, dass es dieses Format auch an anderen Fachbereichen gibt und wir vielleicht sogar mit anderen Instituten diskutieren können“.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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