Es macht DAMN im Hip-Hop Kosmos

Illustration: Luise Schricker

Mit der Single The Heart Part IV kündigt Rapper Kendrick Lamar sein neues Album DAMN. an und versetzt hiermit die gesamte Szene in helle Aufregung. Einmal mehr zeigt der Künstler, warum er zurecht als derzeitige Nummer eins im Rap-Zirkus gilt. Von Michael Fleck

Um die Erwartungshaltung der Rap-Gemeinde an ein Album Kendrick Lamars nachvollziehen zu können, muss man einen Blick zurückwerfen: 2011 gelingt diesem mit der EP Section.80 ein erstes, vielbeachtetes Release – für manche heute ein moderner Klassiker. Sein Debütalbum folgt ein gutes Jahr später: Good Kid, M.a.a.d. City schlägt ein wie eine Bombe. Bassgeladene Drumbretter gehören genauso zu seinem Repertoire wie Balsambeats fürs BBQ. Lyrische Tiefe und ein poetisch anmutender Stil sind weitere Hauptmerkmale seiner Songs. Auf To Pimp A Butterfly, Lamars zweitem Major Release, lässt er in aufwendiger Weise den Jazz und Funk der späten 60er so authentisch aufleben, dass selbst Kanye West nicht aus dem Schwärmen herauskommt.

Back to Rap

Dass sich Lamar auf seiner neuen Platte DAMN. wieder ein eher zeitgemäßes Soundgewand angelegt hat, wird schon nach kurzem Hören klar: Der Beat von DNA. kommt nach dem verträumten Intro in monströser Trapmanier um die Ecke geschossen. Es dröhnen dumpfe Bässe und Lamars Stimme wirkt bedrohlich. Definitiv ein erstes Ausrufezeichen, welches wegen seines voluminösen Klangs auf noch so manchem Dancefloor für chaotische Zustände sorgen wird. Insgesamt beruhigt sich der Sound des Albums jedoch im Laufe der folgenden Stücke. Eine melancholische Stimmung entsteht, welche die Aufmerksamkeit des Hörers gekonnt auf das Gesagte lenkt. Immer wieder winden und verdrehen sich die Instrumentals wie auf DUCKWORTH. oder XXX. noch im Laufe des selbigen Tracks. Großes Kino!

Auseinandersetzung mit Gott

Auch auf DAMN. finden sich die Paradethemen Lamars, wie der Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt wieder. Trotzdem überwiegt dieses Mal seine Auseinandersetzung mit dem Menschen als ewigem Sünder und seinem persönlichen Verhältnis zu Gott. „Why God, why God do I gotta suffer? Pain in my heart carry burdens full of struggle“ aus FEAR. ist nur eine von vielen Stellen, an denen der Künstler seine Hoffnungslosigkeit und Zukunftsangst direkt an Gott richtet. Mit PRIDE. und LUST. handeln zwei Songs von Todsünden. Bibelzitate findet man zuhauf. Wenn Lamar könnte, so lässt er auf PRIDE. verkünden, würde er alle Religionen am liebsten zu einer einzigen verschmelzen lassen.

Riri & Bono: King Kendrick in neuen Sphären

Featuregäste aus den Gefilden des eigenen Genres sucht man auf DAMN. vergeblich. Dafür gastieren mit Rihanna und U2 zwei Namen, welche den Weg hinauf zum Pop-Olymp bereits zurückgelegt haben. Insgesamt ist Kendrick Lamars drittes großes Werk ein Rapalbum der eher ruhigen, nachdenklichen Töne geworden. Raptechnisch lässt Lamar in gewohnter Weise seine Muskeln spielen. Außerdem gehören die inhaltliche Tiefe und der klangtechnische rote Faden zu den großen Stärken des Albums. Auch ohne das ganz große Feuerwerk hat DAMN. wahnsinnig viel Substanz und ist ein Knochen, an welchem sich die Konkurrenz noch lange die Zähne ausbeißen wird.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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