Deckname Dahlem #4

Campusjournalismus zum Vergessen: Der V-Mann gibt Entwarnung.

Illustration: Manon Scharstein

Lieber Verfassungsschutz,

zur geruhsamen Schließung der Akte möchte ich Sie in einer kurzen Note über den Print- und Online-„Journalismus“ an unserem gemeinsamen Beobachtungsobjekt ins Bilde setzen.

Nach meiner kürzlich erfolgten, akuten Warnung, die digitalen (sog. sozialen) Medien betreffend, kann ich woanders Entwarnung geben: Mit den herkömmlichen Zeitungen ist es an der FU nicht weit her. Ich kann bestätigen, dass von den verbliebenen Schreiberlingen keinerlei Gefahr ausgeht. Das ehemalige pseudoliberale Campusblättchen „FURIOS“, das sich gern als „unabhängig“ rühmt, ist heute längst im freiheitlich-linken (und damit hochgradig unpolitischen) Fahrwasser angekommen. Leichte Amüsement-Stückchen über nachhaltige Weihnachtsgeschenke wechseln sich ab mit sanften Recherchen über Besteckdiebstähle in der Mensa. Möchte man dort noch etwas Gewinnbringendes herausholen, so lohnt sich höchstens die Überwachung des Email-Verkehrs. Tatsächlich lässt sich ab und zu auch einmal ein präsidialer Pressesprecher zu einer konkreten Antwort hinreißen.

Ähnlich holzschnittartig verhält es sich mit dem Präsidiums-Anzeiger „campus.leben.“ Zwischen für uns gänzlich uninteressanten Instagram-Takeovern in aller Welt findet sich hier kaum mehr als der leidsam aufgehübschte Pressemitteilungs-Wust der Administration. Um das Handeln des Präsidiums zu verstehen, ist „campus.leben” in etwa so wertvoll, wie die Lektüre der Prawda, um das Handeln unserer ehemaligen sowjetischen Kollegen vom KGB zu begreifen.

Ich sage es Ihnen frei heraus: Mehr als ein jährliches Update ist für den (hobby-)„journalistischen“ Bereich der FU kaum vonnöten.

Mit verfassungsschützenden Grüßen, bis zum neuen Jahr,

Ihr V-Mann.

Hier geht es zu den bisherigen Berichten #3, #2 und #1 des V-Manns.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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