Kommentarloses Vorlesungsverzeichnis

Immer wieder fehlen dem KVV die Kommentare. Das führt zu unnötigen Verzögerungen und zeigt, wie wenig sich manche Dozenten um die Lehre kümmern, findet Franziska Helms.


Kommentierte Vorlesungsverzeichnisse (KVV) gehören aus gutem Grund zum Standard der modernen Hochschule: In den meisten Seminaren dürfen Studierende im gesamten Semester höchstens zweimal fehlen. Da empfiehlt es sich, schnell die Seminare und Vorlesungen auszuwählen, die inhaltlich und methodisch den selbst gesetzten Studienschwerpunkten und Interessen entsprechen.

Es ist schade, wenn in einem Semester von 16 Wochen erst in der dritten Sitzung richtig gearbeitet und diskutiert werden kann, weil erst dann die endgültige Besetzung feststeht und einige auch die Texte zur Vorbereitung gelesen haben.

Umso ärgerlicher ist es, wenn dem kommentierten Vorlesungsverzeichnis die Kommentare fehlen. Was zum Beispiel darf man von einem Seminar mit dem Titel „E.T.A. Hoffmann“ erwarten? Um welche Werke und Fragen soll es gehen? Kein Kommentar. Wie ist es mit „Literatur und Verbrechen im 20. Jahrhundert 1“? Kein Kommentar.

Rätselhafte Seminartitel

Wer das Modul belegen will, hat die Wahl zwischen Letzterem und „150 Jahre Gerhart Hauptmann“ (hier gibt es einen Kommentar). Reicht das als Auswahlkriterium? In der Politikwissenschaft wird „War-Making and Peace-Building aus vergleichender Perspektive“ angeboten. Und wieder: Kein Kommentar. Wem allein der Titel sagt, was ihn im Seminar erwartet, dem sei gratuliert!

Fairerweise muss gesagt werden, dass die Lage an den verschiedenen Instituten sehr unterschiedlich ist. Es gibt Menschen, die sich unter anderem darum bemühen, dass Kommentare veröffentlicht werden können. Auch gibt ein fehlender Kommentar keine Auskunft über die Qualität einer Veranstaltung.

Gemessen an dem geringen Aufwand, vorab in ein paar Sätzen über Ziele und Inhalte eines Seminars zu informieren, stellt sich schon die Frage, wieso dies für manche Veranstaltungen gelingt und für andere nicht. Auf Anfrage hört man von den Instituten, Lehrende hätten in der Regel monatelang Zeit, ihre Kursbeschreibungen zu schicken.

Leistungspunkte sammeln oder Interesse verfolgen?

Es sieht nach einer Kleinigkeit aus, aber im Umgang mit dem KVV zeigen sich grundsätzliche Haltungen der potenziellen Kommentarschreiber zu Sinn und Unsinn des Studiums: Geht es für die Studierenden einfach darum, mit möglichst wenig Aufwand und einem effizienten Stundenplan die vorgeschriebenen Leistungspunkte zu sammeln? — Ergo: an möglichst wenig Tagen und mit möglichst wenig Freistunden in der Uni? Oder kommt es vielleicht auf Namen und Status der Dozenten an und der Rest ist egal? Dann reicht es zu sagen: kein Kommentar.

Sollen Studierende dabei unterstützt werden, ihrer Neugier zu folgen und zu studieren, was sie interessiert und weiterbringt, dann müssen sie die Möglichkeit haben, sich umfassend über ihre zu belegenden Lehrveranstaltungen zu informieren. Damit das KVV als Hilfestellung für Studierende funktionieren kann, führt am Kommentar kein Weg vorbei. Erst dann verdient es seinen Namen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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