Gut gedacht, schlecht gemacht

Einzigartig in Deutschland – damit wird jedenfalls geworben. Dieses Jahr im Wintersemester startet der Orientierungsstudiengang „EinS@FU“. Doch zu viele Nachteile des Pilotprojekts bleiben unerwähnt. Von Christina Lopinski

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Was sich hinter dem sperrigen Namen „EinS@FU“ verbirgt, ist erst einmal eine gute Sache. In diesem zweisemestrigen Einführungs- und Orientierungsstudiengang haben 150 Studierende die Möglichkeit, in über 40 Studiengänge aus verschiedenen Fachbereichen hinein zu schnuppern. Wer verlässt schließlich schon mit einer genauen Vorstellung des Studiengangs die Abiturfeier? Genau jene Unentschlossenen soll der neue Studiengang der FU auffangen, frei nach dem Motto: Studieren probieren.

Schmale Nischen statt breite Vielfalt

Doch was nach einer vielversprechenden Idee für wankelmütige Abiturient*innen klingt, weist bei näherem Betrachten einige Probleme auf. Während der zwei Semester EinS@FU können 40 von insgesamt 228 Studengängen ausprobiert werden – das sind nicht einmal 20 Prozent. Sonderlich groß ist das Angebot von EinS@FU also nicht.

Jedes Jahr gehören zudem BWL, Maschinenbau, Medizin, Psychologie, oft auch Biologie und Germanistik zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland. Doch keines dieser Fächer befindet sich unter den Angeboten für EinS@FU-Studierende. Das ist schade, denn es sind gerade diese Studiengänge, zwischen denen sich Abiturient*innen nicht entscheiden können. Bachelorstudierende sollen keine Benachteiligung erfahren – so das Argument der FU für den Ausschluss. Vor allem sozialwissenschaftliche Studiengänge sind sowieso schon gänzlich überbucht. Schnuppern kann man also nur in weniger frequentierten Fächern. Jene sind aber häufig so speziell, dass schon vorab ein so großes Interesse besteht, dass man sich alternativlos für diesen Studiengang entscheidet.

Lernen, am NC zu scheitern

Ein weiteres Problem sind die Zugangsbeschränkungen. Auch bei EinS@FU wird nach dem NC ausgewählt. Was bei normalen Studiengängen mit begrenztem Kontingent an Plätzen berechtigt sein mag, scheint bei einem Einführungs- und Orientierungsstudium reichlich absurd. Um sicherzugehen, dass die Bewerber*innen interessiert und motiviert für das Projekt sind, wären Motivationsschreiben oder Aufnahmetests ein weitaus sinnvolleres Bewerbungskriterium.

Würde man an diesen Problemen arbeiten, könnte Eins@Fu sein Potenzial als gute Möglichkeit, die Institution Universität kennenzulernen, voll ausschöpfen. Dahlem kann so in aller Ruhe erkundet und das Zuständigkeitslabyrinth erforscht und durchdrungen werden. Somit ist zu Anfang des richtigen Bachelorstudiums dann direkt bekannt, wie man sich in der Bibliothek zurecht findet, in welcher Mensa das Essen am wenigsten schlecht schmeckt und dass Erstsemester-Partys meistens nichts taugen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. dragon sagt:

    Hm, wie sollen den Abiturient*innen Masterstudiengänge besuchen? Also die Zahl 228 bezieht sich ja auf alle Studiengänge der FU oder?!
    Ich komme auf 76 Kernfächer inkl Lehramt -(13) also ca. 63 Fächer im BA – Ein Pilot mit 2/3 der BA-Studiengänge ist schon mal ein Anfang….

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